Tesla hat in den vergangenen Jahren die Autoindustrie revolutioniert und der Elektromobilität zum Durchbruch verholfen. Eines der größten Probleme bei Elektroautos ist jedoch nach wie vor der hohe Preis. Eine Alternative zum teuren Neuwagen ist daher für viele ein günstiger gebrauchter Tesla.
Allerdings bergen vermeintliche “Schnäppchen” bei den Tesla Gebrauchtwagen auch gewisse Risiken. In diesem Beitrag geht es darum, worauf man bei solchen Fahrzeugen achten sollte, damit das günstige Gebrauchtwagen-Schnäppchen nicht zum teuren Albtraum wird.
Worauf sollte man besonders achten?
Der Kauf eines sehr günstigen Tesla scheint eine vielversprechende Möglichkeit zu sein, das Auto seiner Träume für minimale Kosten zu bekommen. Aber es ist nicht unbedingt einfach, ein solches Fahrzeug zu finden und oft haben solche Angebote einen Haken.
Das muss nicht unbedingt negativ sein. Aber in der Regel gibt es immer einen Grund, warum ein Fahrzeug zu einem sehr niedrigen Preis angeboten wird.
Die folgenden Tipps helfen dir dabei, ein günstiges Angebot gut zu überprüfen.
Ist ein günstiger alter Tesla gleich wie ein moderner?
Die Technologie entwickelt sich bei Elektroautos nach wie vor rasant weiter. Fahrzeuge, die 3-4 Jahre alt sind, unterscheiden sich gegenüber aktuellen Neuwagen oft in vielen Details.
Wer sich für einen günstigen gebrauchten Tesla interessiert, sollte sich gut informieren, welche technischen Unterschiede es gegenüber neueren Fahrzeugen gibt. Hier helfen viele Beiträge in meinem Blog. Zum Beispiel auch die Modellpflege Timeline des Model 3.
Selbst wenn zwei Autos gleich aussehen und im selben Jahr hergestellt wurden, kann die Ausstattung sehr unterschiedlich sein. Tesla passt viele Änderungen in der Produktion direkt an und ändert die Fahrzeuge nicht nur mit den Modelljahren.
Batteriezustand
Eine der wichtigsten Komponenten eines Elektroautos ist die Batterie. Durch kalendarische Alterung und die Anzahl Ladezyklen verliert sie stetig an Leistung. Ein Ladezyklus entspricht einer Ladung von 0% auf 100%. Teilladungen (z.B. von 50 auf 90%) sind zwar nur Anteile eines ganzen Ladezyklus, sie summieren sich aber ebenfalls auf.
Wie der Vorbesitzer mit dem Akku umgegangen ist, hat ebenfalls einen Einfluss. Sehr hohe Ladeströme bei kalten Temperaturen sind grundsätzlich Gift für einen Lithium-Ionen-Akku. Das betrifft nicht nur das Schnellladen, sondern auch starke Strompedal-Orgien, während der Akku noch kalt ist.
Das Fahrzeug begrenzt zwar bei tiefen Temperaturen die Ladeleistung, aber eine Reduktion der ENTladeleistung findet nicht statt. Wer möchte schon ein Auto, dass in kaltem Zustand die Beschleunigung reduziert. Deshalb wird das von den Elektroauto-Herstellern nicht eingeschränkt (schadet dem Akku aber trotzdem).
Für den Gebrauchtwagenkauf ist es daher enorm interessant, in welchem Zustand sich die Batterie befindet. Um das herauszufinden, greifen manche auf den auch vom ADAC angebotenen Batterie-Test von Aviloo zurück. Nach der Messung erhält man ein Zertifikat, das den Zustand des Akkus ausweist.
Als Alternative kann man mit einem OBD2-Dongle und der entsprechenden Handy-App verschiedene Parameter des Akkus auch selbst auslesen (muss sie aber auch interpretieren können).
Fahrzeug-Garantie und Akkugarantie sind nicht identisch
Gebrauchtwagen mit Garantie bieten eine gewisse Sicherheit. Tesla unterscheidet hier aber zwischen zwei verschiedenen Garantien:
- Allgemeine Fahrzeug-Garantie. Darunter fallen zum Beispiel der Infotainment-Computer, Scheinwerfer, die Sitznähte (sofern es nicht Abnutzung ist), Lautsprecher oder sonstige Elektronik.
- Garantie auf Batterie und Antriebsstrang. Betrifft Defekte an den Elektromotoren oder dem Akku.
Beide Garantien haben bei Neuwagen eine unterschiedliche Laufzeit. Es kann also sein, dass ein gebrauchter Tesla bereits aus der allgemeinen Garantie raus ist, aber noch Garantie auf Akku und Antriebsstrang hat.
Wer gebrauchte Fahrzeuge vergleicht, sollte die Garantie genau prüfen. Am einfachsten findet man die Garantielaufzeiten des Fahrzeugs in der App des aktuellen Fahrzeugbesitzers oder im Benutzerkonto auf der Tesla.com Webseite.
Leider hat Tesla über die Jahre die Garantielaufzeiten für Neuwagen verändert. Für ein gebrauchtes Fahrzeug gilt immer die Garantie, die damals beim Neuwagenkauf gerade gültig war. Nicht die Garantie, die für heutige Neuwagenkäufe gültig ist.
Je nach Alter des Fahrzeugs gelten also unterschiedliche Anzahl Jahre und Kilometer für den Garantiezeitraum. In diesem Beitrag vergleiche ich die verschiedenen Garantiebestimmungen aus den vergangenen Jahren.
Falsche Angaben zum Fahrzeug
Anzeigen für Gebrauchtwagen können falsche Angaben enthalten. Der Grund dafür ist entweder Absicht eines listigen Verkäufers oder schlichtweg Unwissenheit.
Bei Tesla gibt es viele Details in der Fahrzeugausstattung, die sich über die Jahre verändert haben. Das kann für Verwirrung sorgen. Gerade bei älteren Model S gibt es eine große Anzahl Optionen und über die Jahre veränderte Ausstattungsmerkmale, wie etwa Doppellader, Schiebedach, elektrische Heckklappe, etc.
So wird zum Beispiel oft verwechselt, ob ein Fahrzeug wirklich übertragbares kostenloses Supercharging hat oder ob es nur für den Erstbesitzer kostenlos ist. Es gab auch schon Autohändler, die basierend auf dem Original Neuwagenkaufvertrag dachten, dass ein Fahrzeug kostenloses Supercharging hat. Das Fahrzeug stammte aber aus dritter Hand und war zwischenzeitlich von einem Vorbesitzer an Tesla zurückverkauft worden. Tesla hatte dann die kostenlose Supercharger-Option entfernt, bevor das Fahrzeug weiter verkauft wurde. Der Autohändler, der später in den Besitz des Fahrzeugs kam, dachte anhand einer Kopie des Neuwagenkaufvertrags, dass die Supercharger-Option noch an das Fahrzeug gebunden sei und hat den Wagen so ausgeschrieben. Der Käufer wunderte sich nach dem Kauf, dass kostenloses Supercharging trotzdem fehlte.
Fazit: am besten immer direkt im Fahrzeug oder in der App des aktuellen Besitzers prüfen, welche Ausstattung das Fahrzeug wirklich hat. Die Option-Codes können hier auch helfen.
Auch nachträglich gekaufte Anpassungen können für Verwirrung sorgen (zum Beispiel die CCS-Unterstützung beim Model S und X oder der MCU Upgrade). Wenn ein Verkäufer also nur die Ausstattung aus dem ursprünglichen Kaufvertrag auflistet, kann das falsch sein, wenn das Fahrzeug zwischenzeitlich aufgerüstet wurde.
Inserate von Betrügern
Auf Gebrauchtwagenplattformen im Internet gibt es teilweise auch dubiosen Verkäufer. Wenn ein Fahrzeug im Vergleich zu ähnlichen Gebrauchtwagen extrem günstig angeboten wird, ist das sehr verdächtig.
Vorsicht ist besonders dann geboten, wenn man zur Zahlung des Kaufpreises an ein angebliches Treuhand- oder Transportunternehmen aufgefordert wird. Solche Fahrzeugangebote verschwinden oft schnell wieder aus dem Netz und das Geld ist verloren.
Auch bei Angeboten von Autos mit deutscher Zulassung, die sich im Ausland befinden, ist ebenfalls Vorsicht geboten. Oft werden solche Angebote mit einem Todesfall in der Familie erklärt. Es wird angeboten, dass man das Auto für einige Tage zur Probe fahren kann. Dafür wird lediglich eine Vorauszahlung für Transportkosten und einen Teil des Kaufpreises verlangt. In der Regel wird jedoch ein solches Auto nie geliefert.
Schließlich sollte auf gefälschte Fahrzeugpapiere geachtet werden. Auch wenn alle Dokumente und Schlüssel übergeben wurden und die Fahrgestellnummer übereinstimmt, kann das Auto als gestohlen gemeldet sein und die Fahrzeugpapiere gefälscht. Zum Schutz sollte man sich mit einem dubios wirkenden Verkäufer direkt bei der Zulassungsstelle treffen und das Fahrzeug gemeinsam ummelden.
Eine ganze Liste von Betrugsmaschen findet man bei Autoscout24.
Man kann auch Fahrzeughistorie überprüfen, um kostenintensive Überraschungen beim Gebrauchtwagenkauf zu vermeiden. Dazu einfach die Fahrgestellnummer (VIN) in folgendem Link eintippen und erhält sofort einen Fahrzeugbericht.
Nach Garantieende kann es teuer werden.
Ein günstiger Tesla Anschaffungspreis passt oft sehr gut zu einem begrenzten Budget. Aber gerade bei älteren Gebrauchtwagen können teure Reparaturen anfallen.
Man sollte außerdem nicht vergessen, dass Model S und X Fahrzeuge der Oberklasse sind. Entsprechend teuer sind auch die Reparaturpreise vieler Komponenten. Univ’s Model S Kostentagebuch zeigt ein paar Beispiele für Reparaturpreise.
Es gibt bei Tesla ein paar typische Schwachstellen, wie etwa die Fahrwerksgelenke und die Antriebswellen. Aufgrund des hohen Gewichts sind diese Teile stark belastet und meistens bereits nach wenigen Jahren defekt. Leider fallen diese Komponenten nicht unter die Garantie. Nach Ablauf der Garantie können zwar freie Werkstätten günstiger als ein Tesla ServiceCenter sein, aber viele Reparaturen sind nicht billig und gehen trotzdem ins Geld.
Optionale Software-Komponenten erhöhen den Preis (FSD, EAP)
Die Autopilot Software-Optionen “volles Potenzial für autonomes Fahren” (FSD) und “Verbesserte Autopilot-Funktionalität” (EAP) machen einen Gebrauchtwagen teurer. Diese Software-Komponenten bleiben bei einem Verkauf auf dem Fahrzeug und werden immer mit dem Fahrzeug weiterverkauft.
Es gibt für diese Optionen bei Privatverkäufen auch keine Wahlmöglichkeit. Hat der Vorbesitzer also EAP oder FSD gekauft, muss es vom Käufer bei einem Verkauf immer übernommen werden. Ist der Käufer nicht daran interessiert, hat er Pech. Er kann das Fahrzeug nicht ohne diese Option kaufen.
Lediglich dann, wenn ein Fahrzeug als Gebrauchtwagen an Tesla verkauft wird, entfernt Tesla die FSD Option immer. Dadurch sind alle Gebrauchtwagen, die man von Tesla direkt kaufen kann, immer ohne FSD und der Käufer entscheidet selbst, ob er es dazu kaufen möchte.
Günstiger gebrauchter Tesla: wo kaufen?
Privatverkauf
Eine Möglichkeit, einen gebrauchten Tesla zu kaufen, ist der Kauf von einer Privatperson. Der Vorteil dabei ist, dass eine bereits vorhandene Autopilot-Option FSD oder Premium Konnektivität beim Besitzerwechsel auf dem Fahrzeug erhalten bleiben.
Man kann so also unter Umständen günstig an diese Optionen kommen. Gerade FSD bringt einem Verkäufer eines gebrauchten Tesla oft nicht den ursprünglichen Kaufpreis ein.
Der Nachteil eines Privatkaufs ist das oben erwähnte Risiko von falschen Angaben und Betrügern. Außerdem natürlich die fehlende Gebrauchtwagen-Garantie.
Gebrauchtwagen-Händler
Der Kauf bei einem Autohaus (nicht direkt bei Tesla) ist grundsätzlich ähnlich wie der Kauf eines Tesla von einer Privatperson. Auch hier bleiben bereits vorhandenes FSD oder Premium Konnektivität beim Besitzerwechsel auf dem Fahrzeug erhalten.
Was die Seriosität des Verkäufers angeht, dürfte man beim professionellen Autohändler in der Regel auf der sichereren Seite sein, als bei einer fremden Privatperson.
Kauf direkt bei Tesla
Eine weitere Möglichkeit ist der Kauf eines Gebrauchten direkt von Tesla.
Vorteile:
- Die Wagen sind geprüft, zertifiziert und haben eine Gebrauchtwagen-Garantie von Tesla.
- 14 Tage Rückgaberecht.
Nachteile:
- Eventuell bisher vorhandene Software-Optionen FSD und Premium Konnektivität werden von Tesla entfernt und müssen zum Neupreis gekauft werden, falls man sie möchte.
- Angaben in den Anzeigen sind zuverlässig, denn Tesla weiß genau, welche Ausstattung ein Fahrzeug hat.
- Je nach Standort kann man das Fahrzeug vor dem Kauf weder anschauen noch Probe fahren.
- Tesla ist nicht billig. Direkt bei Tesla ist weder Ankauf noch Verkauf gebrauchten Fahrzeugen günstiger. Meistens fährt man bei Privatkauf und -verkauf finanziell besser.
Hier geht es zum nächsten Beitrag in der Serie “Du möchtest einen Tesla kaufen?”:
Garantie: diese Bedingungen wurden geändert
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Spielst du mit dem Gedanken, dir einen Tesla zuzulegen? Dann ist dieser Kaufratgeber genau das Richtige!
