Tesla FSD
Bildquelle: Tesla

Was ist Tesla FSD “Volles Potenzial für autonomes Fahren”?

Die Fahrzeug-Option “Volles Potenzial für autonomes Fahren” ist ein Software-Paket, das Tesla für alle Fahrzeuge mit mindestens Autopilot 2 Hardware verkauft (diese Hardware wird seit Oktober 2016 in allen Tesla Fahrzeugen verbaut). Diese Software-Option wird abgekürzt auch als “Tesla FSD” bezeichnet, was im englischen Sprachraum “Full Self Driving” bedeutet. Also “selbstfahrendes Auto”.

Dieser Artikel beschreibt den aktuellen FSD Funktionsumfang in Europa und soll dabei helfen herauszufinden, ob der Kauf von FSD sinnvoll ist.

Je nachdem reicht der kostenlose “Basis Autopilot”, beziehungsweise der optionale “Enhanced Autopilot (EAP)” nämlich für die eigenen Bedürfnisse komplett aus.

Was bedeutet autonomes Fahren bei Tesla genau?

Unter autonomen Fahren versteht man das selbstständige Teilnehmen eines Fahrzeuges am Straßenverkehr, ohne die Unterstützung eines menschlichen Fahrers. Die Autohersteller aller Marken teilen das autonome Fahren in die folgenden Entwicklungsschritte auf.

  • Level 1: assistiertes Fahren
  • Level 2: teilautomatisiertes Fahren
  • Level 3: automatisiertes Fahren
  • Level 4: vollautomatisiertes Fahren
  • Level 5: autonomes Fahren

Dieser Beitrag über autonomes Fahren erklärt die Unterschiede und Fähigkeiten genauer, die ein Fahrzeug auf diesen autonomen Levels aufweisen muss.

Die Idee hinter der Teslas FSD Software ist also irgendwann in der Zukunft durch die stetige Weiterentwicklung der Autopilot-Software das Fahrzeug komplett autonom durch einen Computer gesteuert fahren können (Level 5).

Das bedeutet, dass es dann im Auto keinen menschlichen Fahrer mehr benötigen wird. Auch keinen, der das Fahrzeug überwacht und nur im Notfall eingreift. Das System soll so ausgereift sein, dass dies schlichtweg nicht mehr notwendig sein wird.

Während der Entwicklung des FSD Systems veröffentlicht Tesla nach und nach neue Funktionen als Bestandteil der FSD Option, die unter dem normalen kostenlosen Autopiloten und dem Enhanced Autopilot (EAP) nicht freigeschaltet sind.

So ist zum Beispiel im Sommer 2020 die Anhalte-/Anfahrautomatik an Ampeln und Stoppschildern dazu gekommen und im Mai 2024 eine bessere Visualisierung.

Auch wenn im Zusammenhang mit Tesla FSD immer vom Begriff “Autopilot” die Rede ist, muss beim aktuellen Entwicklungsstand der Fahrer trotzdem in JEDER Situation das Fahrzeug ununterbrochen beaufsichtigten, um jederzeit sofort eingreifen können.

Man kann also weder ein Buch lesen noch im Internet surfen, sondern muss sich nach wie vor hundert Prozent auf die Straße konzentrieren.

Welche Tesla Fahrzeuge verfügen über die Möglichkeit für autonomes Fahren mit FSD?

Kurz zusammengefasst: alle Tesla Fahrzeuge mit Baujahr nach ungefähr Oktober 2016.

Detailliert: die FSD Software-Option kann nur für Fahrzeuge mit mindestens Autopilot Hardware 2 gekauft werden. Die FSD Funktionen setzen außerdem als “Hardware” den HW3 oder den HW4 “FSD Computer” voraus. Für ältere Tesla Fahrzeuge mit der Autopilot 2 oder 2.5 Hardware beinhaltet der Kauf von “Volles Potenzial für autonomes Fahren” auch einen Hardware-Upgrade auf den HW3 “FSD Computer” (ist im Preis von FSD inklusive).

Ein Upgrade von HW2 , 2.5 oder 3 auf die neuere HW4 gibt es allerdings leider nicht. Laut Tesla ist das auch nicht notwendig, da in Zukunft alle Fahrzeuge mit mindestens HW3 autonom fahren können. Ob das wirklich gelingt ist noch offen. Neueren Berichten zufolge kann es durchaus sein, dass FSD nur mit HW4 möglich sein wird. Für die Käufer von FSD würde das bedeuten, dass sie trotzdem ein Update auf HW4 bekommen müssten. Ob, wie, wann und in welcher Form das passiert, ist heute noch völlig unklar.

Wie finde ich heraus, welche FSD Computer Version in einem Tesla verbaut ist?

Welche Autopilot-Computer Version in einem Tesla eingebaut ist, lässt sich in den Fahrzeugeinstellungen unter Fahrzeug > Software > zusätzliche Fahrzeuginformationen abrufen. Wenn dort “Computer für Autonomes Fahren” steht, handelt es sich um den “FSD Computer”, also entweder Hardware 3 oder 4.

Fahrzeug mit HW3 FSD Computer

Man kann aber einen Blick auf die Kameras an den Blinkern werfen. Die HW4-Kameras haben eine rötliche Reflexion (eine Beschichtung zur Unterstützung der Farbwiedergabe bei schlechten Lichtverhältnissen) und sind insgesamt größer.

Tesla HW3 Kamera
HW3 Kamera
Tesla HW4 Kamera
HW4 Kamera

Für Model S und X mit Herstellungsdatum vor September 2017 ist für FSD auch ein zusätzliches Upgrade der Kameras notwendig. Dieses Upgrade ist kostenlos, respektive im Preis für FSD enthalten.

Hinweis: Vor der Autopilot 2 Hardware gab es noch eine ältere Generation des Autopiloten: den AP1. Diese Hardware wurde aber nur in alten Model S vor Oktober 2016 verbaut. Die Unterschiede zu FSD erkläre ich im Beitrag zur Autopilot-Hardware.

Wie funktioniert FSD technisch?

Nicht nur Tesla, sondern auch andere Firmen sind seit Jahren daran, autonomes Fahren für Autos zu entwickeln. In Kalifornien sind die regulatorischen Gesetze diesbezüglich relativ locker.

Bereits seit 2018 können Firmen eine Lizenz für fahrerlose Fahrzeuge im Straßenverkehr beantragen, und im Mai 2020 verfügten schon 66 Unternehmen über eine solche Bewilligung. Und das, obwohl es Widerstand in der Bevölkerung gibt.

Bekannteste Vertreter sind die Robotaxi-Dienste der Google Tochter “Waymo” und GM’s “Cruise”. Sie fahren zumindest in fest definierten Bereichen einiger amerikanischer Großstädte. Dank hochauflösendem Kartenmaterial und dem Einsatz von LiDAR-Sensoren liefern sie beachtliche Ergebnisse im autonomen Fahren.

Tesla geht hier einen anderen Weg. Die meisten Fahrzeuge von Teslas Konkurrenten sind neben Radar auch mit dem sogenannten LiDAR ausgestattet. LiDAR sind Sensoren, die mittels Laser Pulsen ein dreidimensionales Bild der Umgebung erschaffen, das vom Computer im Fahrzeug genutzt wird, um seine Umgebung zu erkennen und das Fahrzeug entsprechend zu lenken.

Elon Musk ist aber der Meinung, dass ein LiDAR nicht notwendig ist und Fahrzeuge auch nur durch den Einsatz von Bilderkennung über Kameras autonom fahren können. Auch hochauflösende, vorab erstellte Karten findet Musk nicht notwendig. Ein Mensch könne ja schließlich auch nur basierend auf visuellen Informationen Auto fahren.

Die technische Entwicklung scheint im recht zu geben. Sogar Mobileye, der bisher führende Verfechter von autonomem Fahren mit Lidar-Unterstützung, hat angekündigt, die Forschung auf diesem Gebiet aufzugeben.

Vision Only

Ursprünglich basierte Teslas Autopilot-System zwar auf Kameras, wurde aber trotzdem mit einem Radar ergänzt. Aber Lidar verbaute Tesla bisher nie. Seit Mai 2021 wurde der Radar bei den Neuwagen weggelassen und nicht mehr verbaut. Mit dem Software-Update 2022.24.6 wurde das Radar schließlich auch bei allen älteren Fahrzeugen deaktiviert. Diese Strategie nennt Tesla “Vision Only”, da die Fahrzeuge, genau wie ein Mensch, nur visuelle Informationen verwenden sollen.

Ob es schlussendlich gelingen kann, dass Tesla mit dieser Hardware-Ausstattung auch autonomes Fahren mit Level 5 erreicht, wird sich zeigen. Mittlerweile hat Tesla hier sogar wieder einen Rückzieher gemacht und stattet Model S und X Neuwagen wieder mit einem Radar aus, wenngleich es ein moderneres ist, als früher verwendet wurde. Pläne für eine Integration in Model 3 oder Model Y gebe es aber nicht, was die Sache etwas merkwürdig macht.

Die Strategie scheint trotzdem klar zu sein: weiterhin kein Radar und kein Lidar. Es bleibt nur die Frage, ob Tesla das so wirklich schaffen wird.

Die folgende Grafik zeigt, welche Kameras Tesla für Autopilot und FSD mit “Vision only” verwendet:

Tesla FSD ohne Radar
Übersicht der Kameras, die laut Tesla für autonomes Fahren mit “Vision only” ausreichen sollen – Bildquelle: Tesla

Der Vorteil von Teslas Herangehensweise sieht so aus:

Durch Tausende von Fahrzeugen auf der Straße verfügt Tesla über eine Unmenge von Daten, die für Computer Simulationen verwendet werden können. Denn alle Fahrzeuge, die mit Kameras ausgestattet sind, und das sind alle Teslas, die seit Oktober 2016 verkauft wurden, liefern auch dann Bild- und Sensordaten, wenn das Auto nicht im Autopilot-Modus fährt.

Dank dieser riesigen Flotte von “Testfahrzeugen”, die in Wirklichkeit Kundenfahrzeuge sind, kann Tesla seine Autopilot-Software laufend verbessern und Neuerungen in Simulationen in einer echten Umgebung in verschiedenen Ländern der Welt überprüfen.

Dazu lässt Tesla im Hintergrund im “Shadow Mode”, quasi als Schattenkopie, eine Simulation seiner aktuell zu testenden Software mitlaufen und nutzt dazu aber die realen Sensordaten einer echten Fahrt als Parameter. Die so verbesserte Software wird dann in einem nächsten Update wieder auf die Fahrzeuge verteilt.

Es lernt also nicht jedes einzelne Auto für sich selbst, sondern das ganze System lernt quasi von den “Erfahrungen” und Fahrsituationen aller Teslas weltweit.

Im Vergleich zu Tesla sind Waymo und GM Cruise auf die amerikanischen Straßen und fix definierten Stadtteile begrenzt, die kartografiert wurden und in denen die autonomen Fahrzeuge unterwegs sein dürfen.

 

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Aber woher weiß der Computer, was zu tun ist?

Technisch betrachtet arbeiten die Computer in den Fahrzeugen aller Hersteller mit Informationen aus sogenannten neuronalen Netzwerken. Vereinfacht gesagt geht es dabei um Mustererkennung und maschinelles Lernen mittels künstlicher Intelligenz (KI).

Ein solches neuronales Netz wird dabei immer weiter mit Daten aus der Realität “trainiert” und verbessert sich so selbst immer mehr.

Wenn Tesla also etwa das Fahren per Autopilot im Tunnel verbessern möchte, trainiert es seine KI mit den Sensorinformationen realer Tunnelfahrten von mittlerweile 4,8 Millionen Kundenfahrzeugen (Stand: Oktober 2023). Die Verbesserungen werden dann mittels Software-Updates wieder auf die Flotte aufgespielt und so perfektioniert man das Verhalten des Autopiloten Schritt für Schritt mit jedem Durchlauf.

Das folgende Video taucht technisch tief in die Materie ein. Es ist ein englischer Vortrag von Andrej Karpathy, dem ehemaligen Leiter für künstliche Intelligenz und Autopilot Vision bei Tesla.

Unterstützung durch den Dojo Supercomputer

Im Frühjahr 2019 erwähnte Elon Musk erstmals einen selbst entwickelten KI-Traningscomputer namens Dojo. Dabei handelt es sich nicht um einen Computer für das Fahrzeug, sondern um einen Supercomputer, den Tesla in einem Rechenzentrum für die Auswertung der riesigen Mengen an Videodaten verwenden möchte.

Mit Dojo und den hochspezialisierten KI-Chips wurde eine gewaltige Rechenleistung für die Weiterentwicklung von FSD aufgebaut. Der Regelbetrieb von Dojo begann im Jahr 2022. Das folgende Video stammt vom “Tesla AI Day”, der sich rund um das Thema künstliche Intelligenz, den Supercomputer Dojo und das autonome Fahren dreht. Es ist ein “Deep Dive” für alle, die sich mehr für das Thema aus technischer Sicht interessieren:

Wie groß ist der aktuelle Funktionsumfang von Tesla FSD?

Viele Menschen, die sich nicht mit diesem Thema beschäftigen, können es noch gar nicht glauben, dass autonom fahrende Autos überhaupt möglich sein werden. Aber die Entwicklung schreitet in riesigen Schritten voran. Reguläre Autobahnfahrten mit automatischen Spurwechseln, bei denen der Fahrer lediglich kurz den Blinker antippt und sonst überhaupt nichts macht, sind bei vielen Teslafahrern (und auch bei anderen Marken) schon seit Jahren Alltag.

Das Gas geben, Spur halten, Lenken und Bremsen sind Dinge, die mittlerweile perfekt funktionieren. Das war im Jahr 2020. Seither hat sich in Europa aber bei FSD nicht mehr viel getan.

Leider sind uns die USA hier weit voraus, da die regulatorischen Gesetze in Europa nicht die gleichen lockeren Bedingungen bieten und viele FSD Funktionen durch die strikten Regelungen bei uns noch nicht zugelassen sind.

Europa legt hier eine viel härtere Gangart an den Tag, was die Einschränkungen des Autopiloten durch die UN/ECE in Europa zeigen.

Im Laufe des Jahres 2020 kamen zwar mit der Anhalte-/Anfahrautomatik an Ampeln und Stoppschildern und der Geschwindigkeitserkennung von Verkehrsschildern (nicht auf Autobahnen) auch in Europa neue Dinge für FSD dazu. Trotzdem funktionieren diese Dinge durch die Einschränkungen in Europa nicht gleich gut wie in den USA.

Die Fahrzeuge dürfen zum Beispiel nicht komplett autonom an der Ampel anfahren. Schaltet die Ampel auf Grün, ertönt in Europa nur ein Signalton, der den Fahrer darauf aufmerksam macht. In den USA fährt das Auto im Autopilotmodus automatisch bei wieder Grün los.

Man merkt bei uns diese Einschränkungen auch an der Art, wie Tesla das System aktuell weiter entwickelt. Da das regulatorisch in den USA am einfachsten geht, konzentriert sich Tesla bei der Autopilot und FSD Entwicklung voll auf die USA. Außerhalb von Nordamerika verändert sich die Software praktisch nicht.

Der Autopilot- und FSD-Entwicklungsstand wurde für die restliche Welt außerhalb von Nordamerika seit Ende 2019 praktisch eingefroren.

Immerhin wurde mit dem Tesla Software-Update 2024.14.3. im Mai 2024 auch in Europa eine Anpassung der grafischen Darstellung eingeführt. Mit diesem Update zeigt das Fahrzeug nochmals deutlich mehr Objekte seiner Umgebung auf dem Bildschirm an. Am Fahrverhalten hat sich in Europa allerdings nichts geändert.

Tesla FSD Darstellung Europa
neue FSD Darstellung in Europa mit Software-Update 2024.14.3

FSD in den USA im Vergleich zu Europa

In den USA funktioniert FSD aber mittlerweile wirklich beeindruckend gut. Also auch in Situationen wie etwa Kreisverkehr, Ampeln, Abbiegen an einer Verzweigung, überholen, usw.

Im Oktober 2020 wurde in den USA zuerst nur einem kleinen Kreis der Kunden diese “Full Self Driving Beta” freigeschaltet. Im November 2022 wurde die FSD Beta dann Schritt für Schritt allen Kunden in Nordamerika zugänglich gemacht.

Die regulatorische Zulassung als autonomes Level 5 Fahrzeug steht aber noch immer aus. Deshalb ist nach wie vor die Überwachung durch einen Menschen zu jedem Zeitpunkt während der Fahrt erforderlich.

Der Fortschritt der FSD Beta war aber seither enorm. Auch anspruchsvolle Situationen im Innenstadtverkehr meisterte der Autopilot meistens perfekt. Aber eben nur meistens.

Einmal komplett neu: FSD Version 12

Im März 2024 wurde dann mit der FSD Version 12.3 ein weiterer gigantischer Fortschritt erzielt. Der Programmcode wurde mit dieser Version komplett überarbeitet.

Die Version 12 der Tesla FSD-Software führte das ein, was CEO Elon Musk als “durchgängiges neuronales Netz” bezeichnet. Der größte Unterschied zu früheren FSD-Versionen ist, dass neuronale Netze jetzt die Steuerung des Fahrzeugs übernehmen, nicht mehr die Programmierer.

So hat Tesla 300’000 Zeilen C++ Programmcode durch 3000 Zeilen KI Code für neurale Netze ersetzt.

Wie gut das mittlerweile funktioniert, zeigt das folgende Video mit einer 85-minütigen Fahrt, in der der Fahrer nicht ein einziges Mal eingreifen muss:

Aber im Gegensatz dazu findet man natürlich auch Videos mit zahlreichen Problemen von Situationen, die ein Mensch problemlos meisten könnte:

Watch perpetually defective FSD Beta 12.3 fail 4 times. Yet Musk wants his cult to believe that somehow he will polish this turd into a Robotaxi in 4 months 🤡

No one with an IQ above 50 believes Musk anymore. Or buys his defective products. pic.twitter.com/9mqGlcX1mE

— Facts Chaser 🌎 🤦🏻‍♂️ (@Factschaser) April 6, 2024

Es ist schwierig zu sagen, wie lange es noch dauern wird, bis ein Tesla in den USA wirklich so gut fährt, dass die Behörden erlauben, ihn ohne Überwachung durch einen Menschen fahren zu lassen.

Fans führen im Internet eine FSD Feature Tabelle. Sie beschreibt den aktuellen Stand und welche FSD Version bereits welche Verkehrssituationen meistern kann. Man sieht hier definitiv von Version zu Version Fortschritte.

Soll man FSD jetzt kaufen oder doch lieber noch warten?

Viele Menschen sind der Meinung, dass FSD für autonomes Fahren ohne Beaufsichtigung durch den Fahrer in Europa trotzdem noch für viele Jahre nicht zugelassen werden wird.

In Europa sind die Behörden viel strenger. Zum Beispiel funktioniert der automatische Spurwechsel auf Autobahnen in den USA vollautomatisch und ohne Zutun des Fahrers, sobald sich das Fahrzeug für einen Spurwechsel entscheidet. In Europa muss man nach wie vor kurz auf den Blinker tippen, um einen Spurwechsel auszulösen und danach kurz am Lenkrad wackeln. Der Spurwechsel passiert anschließend immerhin automatisch.

Man kann sich fragen, was dabei der Vorteil sein soll.

Bereits daran erkennt man, dass ein höherer Grad an Automatisierung in Europa noch vor großen rechtlichen Hürden steht. In Europa ist die Autonomie, also das selbstständige Treffen von Entscheidungen durch das Fahrzeug heute nicht erlaubt.

Im März 2024 zeichnet sich ein weiterer Fortschritt ab. Der bisher über Jahre verwendete Begriff “FSD Beta” wurde in “FSD Supervised” geändert. Tesla will damit vermutlich ausdrücken, dass es sich nicht mehr um Software in einem frühen Entwicklungsstadium handelt, sondern die Marktreife bald erreicht sein könnte.

“Supervised” bedeutet, dass der Autopilot stets überwacht werden muss. Im Zusammenhang mit einigen tödlichen Unfällen haben Teslafahrer in der Vergangenheit immer wieder zu sehr auf das System vertraut und es auch unbeaufsichtigt selbst fahren lassen.

Wann kommt FSD “supervised” in Europa?

Ursprünglich dachte man, dass bereits im September 2024, mit einem Update der Regelungen, die Einführung von FSD “supervised” in Europa möglich sein wird.

Die aktuellen Vorschriften lassen trotzdem keine vom System initiierten Manöver zu. Was bedeutet, dass der Fahrer jedes wichtige Manöver oder jede Reihe von Manövern genehmigen muss (wie bereits heute den Spurwechsel mit einem kleinen Wackler am Lenkrad).

Dies würde es für Teslas FSD Supervised leider unmöglich machen, in Europa zertifiziert zu werden. Es braucht also noch weitere Anpassungen der europäischen Regelungen.

Elon Musk sagt, dass nicht die KI-Leistung, sondern die Daten von komplexen Fahrsituationen die Entwicklung von FSD begrenzen.

FSD funktioniert in den USA mittlerweile so gut, dass nur etwa 1 Meile pro 10’000 mit FSD gefahrenen Meilen für das weitere Training der KI verwendbar sind.

Tesla hat angekündigt, dass man im ersten Quartal 2025 FSD supervised nach Europa bringen möchte. Das bedingt natürlich, dass die gesetzlichen Regelungen bis dann angepasst sind.

FSD kann teuer sein

Ein wichtiger Aspekt beim Kauf von FSD ist natürlich der Preis. Die FSD Option wird mit zunehmendem Funktionsumfang immer teurer. Elon Musk hat das auch so kommuniziert und in der Vergangenheit hat man trotz einigen kurzen Phasen, als es noch Rabatte gegeben hat, gesehen, dass der Preis für FSD immer weiter steigt.

Hier eine kleine Historie von FSD Preissteigerungen:

  • Ab Oktober 2016 wurde FSD zu einem Spezialpreis von 3000 USD beim Kauf mit einem Neuwagen angeboten. Wer die Software später dazu kaufen wollte, musste 4000 USD bezahlen. Wohlgemerkt: die Software hatte zu diesem Zeitpunkt keinerlei zusätzlichen Nutzen. Es war gewissermaßen eine Investition in die Zukunft.
  • Ab Ende Juni 2018 erhöhte Tesla den Preis für FSD Bestellungen auf 5000 USD.
  • Im Mai 2019 erhöhte Tesla den Preis auf 6000 USD.
  • Ab Juli 2020 hat Tesla den Preis auf 7500 USD und kurz danach sogar auf 8000 USD erhöht.

In den USA ist mit der Veröffentlichung der FSD Beta im Oktober 2020 der Preis sogar auf 10’000 USD und im September 2022 auf 15’000 USD gestiegen.

Tesla hat angekündigt, dass in jedem Land eine Woche nach Veröffentlichung von FSD Supervised die Kosten auf diesen Preis angehoben werden!

Da FSD bisher ab und zu auch als “Sonderangebot” erhältlich war, kann man natürlich darauf spekulieren, dass es noch einmal günstiger zu haben sein wird. Solche Aktionen dienten aber jeweils dazu, die Umsätze gegen Quartalsende zu steigern und waren meisten nur für einen kurzen Zeitraum erhältlich. Ob es das in Zukunft nochmals geben wird, ist ungewiss.

Für Fahrzeuge mit der erweiterten Autopilot Option “Enhanced Autopilot” (EAP), kostet der Aufpreis für FSD übrigens genau die Differenz zwischen EAP und FSD. Man kann sich also getrost zuerst EAP kaufen und erst später ohne Nachteil auf FSD upgraden (sofern sich der FSD Preis bis dahin nicht erhöht hat).

 

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Ist ein einmal gekauftes FSD Paket auf einen anderen Tesla übertragbar?

Früher ließ sich FSD nicht auf ein neu gekauftes Fahrzeug transferieren. Zwischen Juli 2023 und September 2023 war ein Transfer von FSD auf ein neu gekauftes Fahrzeug aber möglich. Vermutlich wollte Tesla damit den Absatz der Neuwagenverkäufe ankurbeln.

Außerdem wird FSD bei einem Privatverkauf des Fahrzeuges immer mitverkauft. Verkauft man ein Auto aber an Tesla, verliert das Fahrzeug die FSD Funktion. Ein weiterer Aspekt, den man beim Kauf von FSD bedenken sollte, ist das Abo.

Das FSD Abo kostet in den USA 99 Dollar pro Monat. Je nach geplanter Einsatzdauer, zum Beispiel für einen Urlaub, kann es sich lohnen, FSD nur zu abonnieren und nicht zu kaufen. Leider ist das FSD Abo in Europa aber nach wie vor bisher nicht erhältlich uns es ist nicht klar, wann es kommen wird.

Wie kann ich Tesla FSD kaufen?

Bei der Fahrzeugbestellung auf Tesla.com kann der Haken der Option “Volles Potenzial für autonomes Fahren” im Konfigurator aktiviert werden. Bei bereits ausgelieferten Fahrzeugen wird die Option im Tesla Mobiltelefon App unter “Upgrades” als “Autonomes Fahren” angezeigt.

Man kann die Option ganz einfach in der App kaufen, indem man die im Tesla.com Benutzerkonto hinterlegte Kreditkarte verwendet. Nach wenigen Stunden wird die Option im Auto aktiv und eine Meldung auf dem Bildschirm angezeigt.

Mein Fazit zum Tesla FSD

Für mich als Technikbegeisterter IT-ler ist FSD natürlich ein Muss. Ich habe es bereits Anfang 2019 gekauft, als es vorübergehen mal wieder sehr günstig angeboten wurde. Teslas Neuwagenverkäufe waren damals stark eingebrochen und sie nutzten jede Möglichkeit aus, um Umsatz zu generieren.

Ich habe mein Model S im November 2020 auf den ‘FSD Computer’ aufgerüstet. Zugegeben, wirklich viel bringen diese FSD Funktionen im Alltag in Europa bisher noch nicht. Dafür sind sie einfach auch noch zu stark begrenzt. Den automatischen Spurwechsel möchte ich zwar nicht missen, aber den hätte ich auch mit dem günstigeren “Enhanced Autopilot” (EAP) bekommen.

Die grafischen Visualisierungen der Umgebung und die Ampel/Stoppschild Erkennung ist nett aber keine Game-Changer.

Ich plane nicht, mein Auto bald zu verkaufen, also war der Kauf von FSD für mich richtig. Bei einem Leasingauto hätte ich FSD nicht gekauft.

Wer das Auto weniger als 3 Jahre behalten möchte, dem rate ich dringend vom Kauf von FSD ab.

Kurzum: wer das Fahrzeug lange behält, technisch begeistert ist und in die Zukunft investiert, kann sich FSD heute vermutlich zu einem günstigeren Preis kaufen als in Zukunft. Es bleibt aber noch ein gewisses Restrisiko, ob man das Auto dann schlussendlich doch so lange besitzt. (z.B. bei einem Unfall mit Totalschaden).

Außerdem besteht auch das Risiko, dass es in Zukunft bei neueren Teslas doch irgendwelche Hardwareanpassungen gibt. Das würde das autonome Fahren in einem älteren Auto nur eingeschränkt möglich machen.

Angeblich soll HW3 reichen, aber wer weiß das schon. Vielleicht verlangen die Behörden redundante Kameras oder sonstige Hardware-Erweiterungen, wie Lidar.

Es ist und bleibt ein großes finanzielles Risiko jetzt FSD zu kaufen und es irgendwann in der Zukunft für Level 5 in einem alten Auto nutzen zu wollen. Ich gehe davon aus, dass mit meinem Model S von 2017 ohne weitere Hardwareumbauten maximal Level 4 möglich sein wird. Ich würde sogar das sehr mögen, auch wenn Level 5 schon sehr interessant wäre. 🙂

Tesla FSD Vision autonomes Fahren

Link zur offiziellen Autopilot Webseite von Tesla.

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