Langstrecke Tesla Supercharger Batterie Degradation Reichweite Statistik
Bildquelle: Tesla

Langstrecke mit dem Tesla, geht das? Na klar!

Solche oder ähnliche Argumente höre ich regelmäßig, wenn ich mich mit jemandem über Elektromobilität und Tesla auf Langstrecke unterhalte, der sich damit nicht auskennt:

“Elektroautos haben zu wenig Reichweite. Sowas taugt doch nur für die Fahrt zur Arbeit und im Stadtverkehr. Und überhaupt: wer will denn stundenlang unterwegs warten bis die Batterien wieder voll sind? Wer mit dem Auto in den Urlaub fahren möchte, braucht also zusätzlich als Zweitwagen noch einen Benziner oder Diesel. Nur elektrisch fahren geht nicht!”

Das sind verbreitete Vorurteile, aber die Realität sieht anders aus.

Richtig! Kleine Elektroautos haben eine geringere Reichweite, die meistens nicht mehr als 250 km pro Akkuladung beträgt. Die Fahrzeuge von Tesla verfügen aber je nach Modell über etwa 350 bis 550 km Reichweite pro Akkuladung.

Wie das im Alltag abläuft, beschreibe ich in diesem Artikel.

Manch einer denkt jetzt vielleicht: “Nur 500 Km? Mit meinem Diesel fahre ich mit einer Tankfüllung doch viel weiter!

Das ist natürlich korrekt. Aber das Reisen mit einem Elektroauto ist viel komfortabler, als viele denken. Aber wer es nicht ausprobiert hat, glaubt es oft trotzdem nicht.

Was ist also dran an den Vorurteilen? Hier ein Bericht meiner Langstreckenerfahrungen mit dem Tesla Model S 75 D. Dieses Modell hat sogar “nur” etwa 360 km Reichweite und ich komme damit problemlos zurecht.

Wie lange dauern denn die Ladepausen?

Lithium-Ionen-Akkus haben die Eigenschaft, dass das Laden mit zunehmendem Füllstand der Batterie stetig langsamer wird. Ab etwa 70-80% Füllgrad wird das zeitlich etwas zäh, wenn man darauf warten muss.

Deshalb nutzt man in der Praxis einen Trick, indem man den Akku bis auf etwa 10-20% leer fährt und erst dann eine Ladepause macht und bis etwa 70-80% nachlädt. So lädt man immer in dem Bereich der Ladekurve, der schnell ist.

Tesla Model 3 Longrange Ladekurve
Durchschnittliche Kurve der Ladeleistung eines Tesla Model 3 LR – Bildquelle: Teslalogger.de

Dank des Tesla Supercharger Netzwerkes und vielen anderen Schnellladern lässt sich der Akku so auf der Langstrecke in ungefähr 30 Minuten wieder auf 70-80 % aufladen. Diese Menge an Strom reicht dann für die Weiterfahrt bis zum nächsten Supercharger aus.

Das wiederholt man einfach, bis man am Ziel ankommt. So macht man auch, je nach Fahrzeugmodell, ungefähr alle 250 – 350 km eine Pause von 30 Minuten. Das erhöht zwar die gesamte Reisezeit etwas, aber ich bin der Meinung, dass man so sein Ziel viel entspannter erreicht. Ganz ehrlich: ab einem gewissen Alter genießt man das. 🙂 Es hat etwas entschleunigendes. Als ich jünger war, hätte ich mir das nie vorstellen können.

Aber ganz ehrlich: wer fährt schon 800 Km ohne eine einzige Pause durch? Essen und WC benötigt jeder irgendwann. In der Praxis merkt man schnell, dass einem die Ladepausen auf Langstrecke mit einem Tesla gar nicht besonders lange vorkommen.

Man ist nämlich, anders als beim Tanken, nicht mit dem Laden des Fahrzeuges beschäftigt, sondern kann andere Dinge tun. Wer außerdem ab und zu eine Pause macht, fährt konzentrierter und ermüdet weniger schnell.

Dieses Video von Tesla zeigt sehr schön, wie einfach es ist. Das Navigationssystem plant die Orte für das Schnellladen automatisch ein und berechnet auch unterwegs je nach Stromverbrauch die Situation laufend neu.

Ein Beispiel für eine Langstrecke mit dem Tesla

Wie stark die Ladepausen zeitlich ins Gewicht fallen, sieht man an folgendem Beispiel einer Fahrt von Basel nach Hamburg. Google Maps rechnet für diese rund 800 Km lange Strecke ohne Pausen etwa 7 Stunden (ohne Stau). Berechnet man nun diese Fahrt mit einem Tesla Model 3 Long Range, sieht die Reisedauer mit drei Ladepausen wie folgt aus:

Tesla Langstrecke
Beispiel einer Routenberechnung mit abetterrouteplanner.com

Diese Berechnung stammt vom kostenlosen Reiseplaner “A Better Routeplanner”. Auf dieser Webseite können Fahrten mit Elektroautos verschiedener Marken berechnet werden. Die notwendigen Ladestopps werden automatisch einkalkuliert und man erhält einen ungefähren Eindruck davon, wie viel Zeit man einplanen muss.

In meinem Beispiel dauert die reine Fahrzeit etwa 7 Stunden und alle Ladepausen total zusätzlich etwa 1 Stunde 15 Minuten. Eingeplant sind dabei drei Pausen von unterschiedlicher Dauer. Da die Schnellladestationen meistens auf Autohöfen sind, könnte man sich aber auch ohne großen Zeitverlust einen kürzeren zusätzlichen Stopp an einem Supercharger zum Beine vertreten leisten.

Natürlich sind die berechneten Werte auch von anderen Faktoren wie zum Beispiel nasser Fahrbahn (wegen Rollwiderstand), Temperatur (wegen zusätzlichem Stromverbrauch durch Heizung und Kühlung) oder dem Fahrzeugmodell (Effizienz) abhängig.

Dieses Beispiel ist eine sehr optimale Berechnung, da mit Temperaturen von 20 Grad, trockenen Straßen, maximal 150 Km/h und dem Allrad Long Range Model 3 mit sehr hoher Reichweite gerechnet wurde.

Die Parameter lassen sich in der Berechnung im A Better Routeplanner aber alle konfigurieren. Probier es doch einfach selbst aus und rechne ein paar Beispielfahrten durch, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie lange die Ladepausen auf dir bekannten Routen dauern: https://abetterrouteplanner.com/

Das Tool ist wirklich sehr genau.

 

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Wie viele Ladestationen gibt es in Europa?

Tesla verfügt als einziger Elektroauto Hersteller über ein praktisch flächendeckendes Netz von eigenen Supercharger Schnellladestationen in ganz Europa. Jeden Monat kommen weitere Standorte dazu. Zusätzlich bieten tausende von Hotels einen sogenannten “Destination Charger” an. Das sind langsamere Ladestationen, die für einen mehrstündigen Aufenthalt gedacht sind. Dort lädt man komfortabel über Nacht und in der Regel sogar kostenlos.

Wenn man im Hotel mit leerem Akku ankommt, fährt man so am nächsten Morgen ohne Ladepause die nächsten paar hundert Kilometer gleich ohne Ladestopp weiter. Das ist genaugenommen sogar komfortabler als ein Benziner oder Diesel.

Die aktuelle Übersicht der Supercharger und Destination Charger Standorte listet Tesla auf der Webseite und im Navigationssystem des Fahrzeuges auf. Am Kartenrand lassen sich die unterschiedlichen Ladestation-Typen einblenden oder ausblenden.

Da die Tesla Ladestationen vom gleichen Hersteller wie die Fahrzeuge stammen, funktioniert die Handhabung völlig unkompliziert. Man steckt einfach das Ladekabel ein und das Fahrzeug lädt. Keine Freischaltung der Station mit irgendwelchen Ladekarten, keine Roaming Gebühren für die Abrechnung, kein eigenes Kabel, das mitgebracht werden muss. Selbst die Auslastung je nach Tageszeit, Preise und aktuell freie Anzahl Ladeplätze an einem Supercharger Standort zeigt der Boardcomputer live im Navigationssystem des Tesla an.

Eine Langstrecke so zu planen ist doch kompliziert mit einem Tesla, oder?

Im Gegenteil: das Navigationssystem eines Tesla berechnet automatisch alle notwendigen Ladestopps und passt diese Daten während der Fahrt laufend an. Wenn man schneller fährt und dadurch der Verbrauch steigt, passt das Fahrzeug die Berechnung automatisch an und ändert oder verlängert nach Bedarf die notwendigen Ladestopps.

Im Navigationssystem ein Ziel zu erfassen ist so einfach wie mit Google Maps auf dem Mobiltelefon eine Route anzuzeigen, denn das Navigationssystem im Tesla basiert auf Google Maps. Man erfasst nur den Zielort, den Rest berechnet der Computer und zeigt die geplanten Ladepausen und Orte gleich an. Das sieht dann im oben erwähnten Beispiel bei meinem Model S 75D so aus (hier wird auch der Stau schon in die Fahrzeit einkalkuliert):

Langstrecke Tesla
Beispiel einer Routenberechnung mit einem Model S 75D (Der Akku war bei der Berechnung voll, deshalb wird das berücksichtigt und die Fahrt dauert länger.)

Ich will 200 Km/h fahren. Aber dann ist der Tesla Akku ja sofort leer!

Richtig! Geschwindigkeiten ab 160 Km/h gehen richtig stark auf den Verbrauch, sprich: der Akku ist schneller leer. Aber das ist kein Phänomen von Elektroautos. Auch Benziner und Diesel benötigen bei hohen Geschwindigkeiten mehr Sprit. Das fällt dort aber nicht so stark auf.

Verbrennungsmotoren sind so ineffizient, dass sie auch bei langsamer Fahrt den größten Teil der im Treibstoff enthaltenen Energie ungenutzt verpuffen lassen. Wenn ohnehin 70% der Energie in Form von Wärme und Abgasen in die Atmosphäre entweichen, fällt das nicht wirklich groß auf, wenn zusätzlich nochmals 20% mehr weg sind.

Meine Empfehlung

Ganz klar: ausprobieren! Im Internet findet man mittlerweile zahlreiche Tesla-Vermieter. Am besten mietet man sich einen Tesla für ein Wochenende und macht einen kleinen Roadtrip mit Übernachtung. Dann am besten gleich das Laden am Supercharger und im Hotel mit Destination Charger testen.

Weitere Informationen zum Reisen auf Langstrecke mit einem Tesla findet man in zahlreichen Berichten auch auf YouTube. Von Reisen zum Nordkap und bis nach Nordafrika ist da alles dabei.

Wer es etwas philosophischer mag und lieber liest, als Videos schaut, dem empfehle ich den Beitrag “Die Elektro-Phobie” von Zukunftsforscher Matthias Horx.

Du bist Tesla Einsteiger? Eine kurze Übersicht der Tesla Fahrzeuge findest Du hier.

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