Langstrecke Tesla Supercharger Batterie Degradation Reichweite Statistik
Bildquelle: Tesla

Langstrecke mit dem Tesla, geht das? Na klar!

Wenn ich mich mit jemandem über Elektromobilität und Tesla auf Langstrecke unterhalte, höre ich oft solche Argumente:

“Elektroautos haben zu wenig Reichweite. Sowas taugt doch nur für die Fahrt zur Arbeit und im Stadtverkehr. Und überhaupt: wer will denn stundenlang unterwegs warten, bis die Batterien wieder voll sind? Wer mit dem Auto in den Urlaub fahren möchte, benötigt also zusätzlich als Zweitwagen noch einen Benziner oder Diesel. Nur elektrisch fahren geht nicht!”

Das sind verbreitete Vorurteile, aber die Realität sieht anders aus.

Richtig! Kleine Elektroautos haben eine geringe Reichweite, die meistens nicht mehr als 250 km pro Akkuladung beträgt.

Die Fahrzeuge von Tesla verfügen aber je nach Modell über etwa 350 bis 550 km Reichweite pro Akkuladung.

Wie das Reisen auf Langstrecke mit einem Tesla abläuft, beschreibe ich in diesem Artikel.

Manch einer denkt jetzt vielleicht: “Nur 500 Km? Mit meinem Diesel fahre ich mit einer Tankfüllung doch viel weiter!

Das ist natürlich korrekt. Aber das Reisen mit einem Elektroauto ist viel komfortabler, als viele denken. Aber wer es nicht ausprobiert hat, glaubt es vorher oft nicht.

Was ist also dran an den Vorurteilen? In diesem Beitrag schreibe ich über meine Langstreckenerfahrungen mit dem Tesla Model S 75 D (Modelljahr 2017). Diese Model S Variante ist mit dem kleineren Akku ausgestattet und hat sogar nur etwa 360 Kilometer Reichweite mit einer Akkuladung. Er gehört damit zu den Teslas mit wenig Reichweite.

Wie lange dauern denn die Ladepausen?

Lithium-Ionen-Akkus haben die Eigenschaft, dass das Laden mit zunehmendem Füllstand der Batterie stetig langsamer wird. Ab etwa 70 Prozent Füllgrad wird das zeitlich etwas zäh, wenn man auf das Ende der Ladung warten muss.

Bei leerem Füllstand lädt der Akku entsprechend viel schneller. Deshalb nutzt man in der Praxis einen Trick, indem man den Akku bis auf etwa 10 bis 20 Prozent leer fährt und erst dann eine Ladepause macht. Dann wird direkt bis etwa 60 – 70 % geladen.

So lädt man immer im Bereich der Ladekurve, der schneller lädt (blaue Linie ist die durchschnittliche Ladeleistung in Kilowatt. Die X-Achse stellt den Füllgrad der Batterie dar.)

Tesla Model 3 Longrange Ladekurve
Durchschnittliche Kurve der Ladeleistung eines Tesla Model 3 LR – Bildquelle: Teslalogger.de

Dank des Tesla Supercharger Netzwerkes und vielen anderen Schnellladern lässt sich der Akku so auf der Langstrecke in ungefähr 15 bis 20 Minuten wieder auf 70 % aufladen. Diese Menge an Strom reicht dann für die Weiterfahrt bis zum nächsten Supercharger aus.

Das wiederholt man dann von Supercharger bis Supercharger, bis man am Ziel ankommt. So macht man, je nach Fahrzeugmodell, ungefähr alle 250 – 350 km eine Pause. Das erhöht zwar die gesamte Reisezeit etwas, aber ich bin der Meinung, dass man so sein Ziel viel entspannter erreicht. Ab einem gewissen Alter genießt man das. 🙂 Ich finde, es hat etwas entschleunigendes. Als ich jünger war, hätte ich mir das nie vorstellen können.

Aber ganz ehrlich: wer fährt schon 800 Km ohne eine einzige Pause durch? Essen und WC benötigt jeder irgendwann. In der Praxis merkt man schnell, dass einem die Ladepausen auf Langstrecke mit einem Tesla gar nicht besonders lange vorkommen. Wer außerdem ab und zu eine Pause macht, fährt konzentrierter und ermüdet weniger schnell.

Anders als beim Tanken ist man beim Laden nicht mit dem Fahrzeug beschäftigt, sondern kann andere Dinge tun.

Das folgende Video von Tesla zeigt sehr schön, wie einfach es ist. Das Navigationssystem im Tesla plant die Orte für das Schnellladen automatisch ein und berechnet auch unterwegs je nach Stromverbrauch die Ladestopps neu.

Zwischenstopps auf Langstrecke mit dem Tesla

Für Langstrecke bietet Tesla das eigene Supercharger-Netzwerk an. In den meisten Ländern in Europa gibt es diese Schnellladestationen von Tesla. So plant man einfach die Pausen zum Essen oder für Toilettengänge an diesen Ladestationen und lädt währenddessen seinen Tesla wieder auf. Die Standorte dieser Supercharger sind natürlich alle im Navigationssystem des Tesla hinterlegt und werden automatisch ausgewählt.

Wie stark diese Ladepausen zeitlich ins Gewicht fallen, sieht man an folgendem Beispiel einer Fahrt von Basel nach Hamburg. Google Maps rechnet für diese rund 800 Km lange Strecke ohne Pausen etwa 7 Stunden (ohne Stau). Berechnet man nun diese Fahrt mit einem Tesla Model 3 Long Range, sieht die Reisedauer mit drei Ladestopps wie folgt aus:

Tesla Langstrecke
Beispiel einer Routenberechnung mit abetterrouteplanner.com

Diese Berechnung wurde mit dem kostenlosen Reiseplaner “A Better Routeplanner” erstellt. Auf dieser Webseite können Fahrten mit Elektroautos verschiedener Marken berechnet werden. Die notwendigen Ladestopps werden automatisch einkalkuliert und man erhält einen ungefähren Eindruck davon, wie viel Zeit man einplanen muss.

In meinem Beispiel dauert die reine Fahrzeit etwa 7 Stunden und alle Ladepausen total zusätzlich etwa 1 Stunde 15 Minuten. Eingeplant sind dabei drei Pausen von unterschiedlicher Dauer.

Da die Schnellladestationen meistens auf Autohöfen sind, könnte man sich aber auch ohne großen Zeitverlust einen kürzeren zusätzlichen Stopp an einem Supercharger zum Beine vertreten leisten. Ich mache oft sogar noch ein oder zwei zusätzliche Stopps, dafür halte ich die empfohlenen Stopps etwas kürzer. Und das funktioniert sogar mit meinem “Tesla-Oldtimer” von 2017. 🙂 Mit neueren Modellen ist das noch einfacher, da deren Reichweite und Ladegeschwindigkeit höher ist, als bei meinem Model S 75D.

Natürlich werden diese berechneten Ladepausen auch von anderen Faktoren beeinflusst. Zum Beispiel verursacht höhere Geschwindigkeit einen höheren Verbrauch. Eine nasse Fahrbahn kann aufgrund des erhöhten Rollwiderstands ebenfalls einen solchen Einfluss haben. Tiefe oder hohe Umgebungstemperaturen führen ebenfalls zu einem zusätzlichen Stromverbrauch durch Heizung und Kühlung. Schließlich kann auch das Fahrzeugmodell einen Einfluss haben, da die Effizienz je nach Modell unterschiedlich ist.

Das oben gezeigte Beispiel von ABetterRouteplanner ist eine optimale Berechnung, da mit Temperaturen von 20 Grad, trockenen Straßen, maximal 150 Km/h und dem Allrad Long Range Model 3 mit sehr hoher Reichweite gerechnet wurde.

Die Parameter lassen sich in der Berechnung im A Better Routeplanner aber alle individuell konfigurieren. Man kann es ganz einfach selbst kostenlos ausprobieren und ein paar Beispielfahrten berechnen. So bekommt man ein Gefühl dafür, wie lange die Ladepausen auf bekannten Routen dauern, die man öfter fahren möchte: https://abetterrouteplanner.com/

 

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Ladestation direkt an der Unterkunft nutzen

Tesla verfügt als einziger Elektroauto Hersteller über ein praktisch flächendeckendes Netz von eigenen Supercharger Schnellladestationen in ganz Europa. Jeden Monat kommen weitere Standorte dazu. Zusätzlich bieten Tausende Hotels einen sogenannten “Destination Charger” an. Das sind langsamere Ladestationen, die für einen mehrstündigen Aufenthalt gedacht sind. Dort lädt man komfortabel über Nacht und oft als Gast des Hotels sogar kostenlos.

Wenn man im Hotel mit leerem Akku ankommt, fährt man so am nächsten Morgen ohne Ladepause die nächsten paar hundert Kilometer gleich ohne Ladestopp weiter. Das ist genaugenommen sogar komfortabler als ein Benziner oder Diesel, denn die Fahrt zur Tankstelle fällt weg.

Die aktuelle Übersicht der Destination Charger Unterkünfte listet Tesla auf der Webseite und im Navigationssystem des Fahrzeuges auf. Am Kartenrand lassen sich die unterschiedlichen Ladestation-Typen einblenden oder ausblenden.

Da die Tesla Ladestationen vom gleichen Hersteller wie die Fahrzeuge stammen, funktioniert die Handhabung völlig unkompliziert. Man steckt einfach das Ladekabel ein und das Fahrzeug lädt. Keine Freischaltung der Station mit irgendwelchen Ladekarten, keine Roaming Gebühren für die Abrechnung, kein eigenes Kabel, das mitgebracht werden muss. Selbst die Auslastung je nach Tageszeit, Preise und aktuell freie Anzahl Ladeplätze an einem Supercharger Standort zeigt der Boardcomputer live im Navigationssystem des Tesla an.

Eine Langstrecke so zu planen ist doch kompliziert mit einem Tesla, oder?

Im Gegenteil: das Navigationssystem eines Tesla berechnet automatisch alle notwendigen Ladestopps und passt diese Daten während der Fahrt laufend an. Wenn man schneller fährt und dadurch der Verbrauch steigt, passt das Fahrzeug die Berechnung automatisch an und ändert oder verlängert nach Bedarf die notwendigen Ladestopps.

Im Navigationssystem ein Ziel zu erfassen ist so einfach wie mit Google Maps auf dem Mobiltelefon eine Route anzuzeigen, denn das Navigationssystem im Tesla basiert auf Google Maps. Man erfasst nur den Zielort, den Rest berechnet der Computer und zeigt die geplanten Ladepausen und Orte gleich an. Das sieht dann im oben erwähnten Beispiel bei meinem Model S 75D so aus (hier wird auch der Stau schon in die Fahrzeit einkalkuliert):

Langstrecke Tesla
Beispiel einer Routenberechnung mit einem Model S 75D (Der Akku war bei der Berechnung nicht voll. Das wird natürlich berücksichtigt und die Fahrt dauert länger.)

Ich will 200 Km/h fahren. Aber dann ist der Tesla Akku ja sofort leer!

Richtig! Geschwindigkeiten ab 160 Km/h gehen richtig stark auf den Verbrauch. Sprich: der Akku ist schneller leer. Aber das ist kein Phänomen von Elektroautos. Auch Benziner und Diesel benötigen bei hohen Geschwindigkeiten mehr Sprit.

Beim Verbrenner fällt das nur nicht so stark auf, da deren Motoren so ineffizient sind. Auch bei langsamer Fahrt lassen sie den größten Teil der im Treibstoff enthaltenen Energie ungenutzt verpuffen.

Meine Empfehlung

Ganz klar: ausprobieren! Im Internet findet man mittlerweile zahlreiche Tesla-Vermieter. Am besten mietet man sich einen Tesla für ein Wochenende und macht einen kleinen Roadtrip mit Übernachtung. Dann sollte man am besten gleich das Laden am Supercharger und im Hotel mit Destination Charger testen.

Weitere Informationen zum Reisen auf Langstrecke mit einem Tesla findet man in zahlreichen Berichten auch auf YouTube. Von Reisen zum Nordkap und bis nach Nordafrika ist da alles dabei.

Wer es etwas philosophischer mag und lieber liest, als Videos schaut, dem empfehle ich den Beitrag “Die Elektro-Phobie” von Zukunftsforscher Matthias Horx.

Hier geht es zum nächsten Beitrag in der Serie “Du möchtest einen Tesla kaufen?”:
Tesla Unterhaltskosten im Vergleich zum Verbrenner

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