Tesla hatte bereits 2012 damit begonnen, seine Fahrzeuge mit Schnellladefähigkeit auszustatten. Dadurch sind die Fahrzeuge auch für Langstrecken tauglich. Es ist allerdings auch bekannt, dass sich häufiges Schnellladen negativ auf den Gesundheitszustand des Akkus auswirkt, indem es die Degradation verstärkt. Dieser Effekt lässig sich durch die Veränderung der Ladekurve beeinflussen, indem man die maximale Ladeleistung reduziert. Warum Tesla das gemacht hat, ist nicht offiziell bekannt, aber in der Vergangenheit hat Tesla dadurch auch die Ladegeschwindigkeit bei einigen Fahrzeugtypen reduziert.
Das Problem
Ungefähr im Mai 2017 hatten Teslafahrer in einem amerikanischen Forum beschrieben, dass sich häufiges Schnellladen negativ auf die maximale Ladegeschwindigkeit ihres Tesla auswirkt.
Technisch gesehen bedeutete es eine Reduzierung der maximalen Laderate eines Tesla trotz idealen Bedingungen auf ungefähr 1.2C. Ein C-Koeffizient von 1C bedeutet, dass eine Batterie innerhalb von einer Stunde komplett geladen oder entladen ist.
Diese Reduktion auf 1.2C entsprachen etwa 10-15 % Reduktion gegenüber der maximalen Laderate, die man von vorher kannte.
Durch die Reduktion der maximalen Ladeleistung, wurde die Akkus nicht zu hohen Strömen ausgesetzt, allerdings reduzierte sich dadurch auch die Ladegeschwindigkeit und ein Ladestopp am Schnelllader dauerte länger.
Welche Modelle sind betroffen?
Man unterscheidet zwei verschiedene Probleme:
Model S und Model X Fahrzeuge mit einer neueren Zellchemie. Es handelt sich dabei nur um die Akkutypen: 75 kWh, 90 kWh und 100 kWh.- Model S mit der älteren Zellchemie. Es handelt sich dabei nur um die Akkutypen mit 60 kWh, 70 kWh und 85 kWh.
Alle Model 3 und Model Y sind nicht betroffen.
Der 75, 90 und 100 kWh Akku basiert auf einer anderen Zellchemie als bei den Model S Vorgängern mit 60, 70 und 85 kWh.
Auswirkungen beim Model S und Model X 75, 90 und 100
UPDATE: Seit dem Software-Update 2020.48.37 scheint diese Drosselung der Ladeleistung bei den 75, 90 und 100kWh Akkus wieder aufgehoben worden zu sein.
75 kWh und 90 kWh Akkus: Beim 75 kWh Akku reduziert sich die maximal mögliche Supercharger Ladeleistung von ungefähr 118 kW auf etwa 82-85 kW. Der 90 kWh Akku reduziert seine maximale Leistung von ungefähr 142 kW auf 95 kW. Als Folge verlängert sich die Dauer des Ladevorgangs um etwa 3-5 Minuten bei einem Ladevorgang von 10 bis 90 % Akkukapazität.
100 kWh Akku: Auch dieser Akkutyp ist betroffen. Von 150 kWh reduziert sich die maximale Leistung auf etwa 106 kWh. Quelle: TFF-Forum.
Die Reduzierung der Ladeleistung beginnt schrittweise ab einer Menge von 2625 kWh, die mit Gleichstrom geladen wurden. Nach 13125 kWh DC-Ladung hat man die maximale Drosselung von etwa 10-15% erreicht.
Dieses Video zeigt, wie sich diese Reduktion der Ladeleistung auf die Ladedauer auswirkt:
Auswirkungen beim Model S 60, 70 und 85
60, 70 und 85 kWh Akkus: Auch dieser Akkutyp ist seit etwa Mitte 2019 (Software-Version 2019.20.1) ebenfalls von einer Art der Reduktion der Ladeleistung betroffen. Unabhängig von den mit DC-Strom geladenen kWh betrifft es auch heute noch alle Fahrzeuge, unabhängig von Alter, Laufleistung, etc.
Es wird vermutet, dass Tesla dies zum Schutz des Akkus geändert hat. Viele Besitzer dieser Fahrzeuge sind dadurch verärgert, da Tesla in ihren Augen die Leistung ihres Autos vorsätzlich verschlechtert hat. (Diskussionen dazu im TFF-Forum)
Bei diesen Fahrzeugen ist es so, dass die maximale Ladeleistung zwar nicht reduziert wurde, sie fällt allerdings bereits zu Beginn der Ladung rasch ab. Dadurch verlängert sich die Dauer der Ladung ebenfalls erheblich. In verschiedenen Ländern laufen diesbezüglich Klagen gegen Tesla.
Hier ein Beispiel zur Ladegeschwindigkeit beim Laden am Supercharger mit einem 85er Akku:
Start bei einem Akkustand von 8% (Reichweite ca. 30km) mit 126kW
Bei 10% Ladeleistung 119kW
Nach 5min:
Bei 20% Ladeleistung 93kW
Nach weiteren 5min:
Bei 30%. Ladeleistung 78kW
Nach weiteren 9min (da +13%):
Bei 43%. Ladeleistung 57kW
Nach weiteren 6min (da +7%):
Bei 50%. Ladeleistung 46kW
Nach weiteren 10min:
Bei 61%. Ladeleistung 40kW
Nach weiteren 12min;
Bei 71% Ladeleistung 35kW
DC Ladegeschwindigkeit reduziert: Das ist die offizielle Aussage von Tesla
Tesla hat sich zu dem Thema wie folgt geäußert:
Wirkt sich Laden am Supercharger auf meine Batterie aus?
Die Spitzenladerate der Batterie kann sich nach einer grossen Anzahl von Ladevorgängen mit hoher Laderate wie z. B. am Supercharger geringfügig vermindern. Um die maximale Reichweite und die Batteriesicherheit zu gewährleisten, wird die Laderate verringert, wenn die Batterie zu kalt ist, wenn sie fast voll ist oder falls sich ihr Zustand durch Betrieb und Alterung verändert hat. Diese Veränderungen des Batteriezustands können die Gesamtladedauer am Supercharger im Laufe der Zeit um ein paar Minuten verlängern.
Fazit
Es ist definitiv sinnvoll, den Akku zugunsten seiner Langlebigkeit zu schonen. Drei bis fünf Minuten längere Wartezeit am Supercharger dürften in der Regel kein Problem sein. Schlussendlich zählt bei einem Elektroauto auch die Nachhaltigkeit und der Ressourcenverbrauch. Entsprechend lange sollte man ein Auto fahren können.
Dass die Beschränkung beim 75, 90 und 100er Akku aufgehoben wurde, erfreut natürlich viele Besitzer solcher Fahrzeuge.
Es ist allerdings nicht bekannt, wie stark Tesla möglicherweise in Zukunft die Schnellladefähigkeiten trotzdem wieder einschränkt, wie sie es beim 70 und 85 kWh Akku nach wie vor tun.
Auch mit unterschiedlichen Softwareversionen scheint Tesla an den Parametern für die Ladekurve zu schrauben. Die Fleet Charging Webseite stellt diese Unterschiede pro Software-Version grafisch dar. Der hinterlegte Datenbestand kommt aus dem Teslalogger.de Projekt.
Als Käufer eines alten Model S mit 70 oder 85 kWh Akku sollte man sich bewusst sein, auf was man sich einlässt.
Bitter ist die Sache definitiv für Besitzer eines Tesla mit 60, 70 oder 85 kWh Akkus. Dort ist die Einschränkung wirklich massiv. Wer viel Langstrecke fährt, wird keine Freude haben und benötigt viel Zeit.
Ich denke, dass es damit zu tun haben könnte, dass die Zellchemie dieser Fahrzeuge nochmals deutlich älter ist. Im Grunde genommen ist es der erste Akku, den Tesla für den Massenmarkt gebaut hat.
Der Tesla Roadster von 2009 war nur ein Beweis, dass Elektromobilität funktioniert. Mit dem Model S hat man dann ab 2012 damit begonnen für den Massenmarkt zu produzieren und konnte dadurch auch erst dann wirklich Erfahrungen mit einer großen Anzahl Fahrzeuge sammeln.
Vielleicht hat Tesla einfach mit der Zeit festgestellt, dass es bei diesen Akkus mit der alten Ladekurve und den versprochenen acht Jahren Garantie mit unbegrenzten Kilometern zu viele Ausfälle geben würde.
Quellen: Diese Informationen stammen hauptsächlich aus Erfahrungen von Tesla Besitzern im TFF Forum und sind bis auf das Zitat im Absatz “DC Ladegeschwindigkeit reduziert: Das ist die offizielle Aussage von Tesla” kein offizielles Statement der Firma Tesla.
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