Ein Tesla benötigt nicht nur dann Strom, wenn er fährt. Auch in geparktem Zustand sind viele Komponenten des Fahrzeugs aktiv. Mit den folgenden Tipps lässt sich dieser Standby Stromverbrauch beim Tesla reduzieren und somit Strom sparen.
Ein Grund für den passiven Stromverbrauch ist die Internetverbindung, die jederzeit auf Befehle der Mobiltelefon-App reagieren muss. Auch die Überprüfung für neue Software-Updates und deren Download findet regelmäßig statt.
Für all das wird der Infotainment-Computer benötigt, der für sich alleine in aktivem Zustand bereits rund 250 Watt verbraucht. Das führt zu einer passiven Entladung des Akkus, auch wenn das Fahrzeug nicht bewegt wird.
- Was ist der Vampirverbrauch?
- Was tun bei langer Parkdauer mit Lademöglichkeit?
- Was tun bei langer Parkdauer ohne Lademöglichkeit?
- Tipps, um beim Tesla den Stromverbrauch während des Parkens zu reduzieren
- 12-Volt-Batterie als Ursache für Stromverbrauch
- Kann man das Fahrzeug nicht einfach ganz ausschalten?
- Warum ist der Stromverbrauch je nach Tesla Fahrzeug so unterschiedlich?
Was ist der Vampirverbrauch?
Teslafans nennen den Verbrauch, ohne dass das Fahrzeug bewegt wird, auch „Vampirverlust“ (Englisch: „Vampire Drain“). Der Akku wird quasi über Nacht „ausgesaugt“ weil sich die Niederspannungsbatterie aus der Hochspannungsbatterie automatisch nachlädt.
Um diesen Standby-Verbrauch so gering wie möglich zu halten, verwendet Tesla einen Energiesparmodus. Das Fahrzeug kontrolliert diesen selbstständig und fährt gewisse Komponenten automatisch herunter, wenn sie nicht verwendet werden.
Ein kleiner Teil der Systeme bleibt aber selbst dann eingeschaltet, um etwa die Internetverbindung aufrechtzuerhalten und auf Anfragen der Mobiltelefon-App zu reagieren.
Wenn eine längere Standzeit geplant ist, kann dieser Standby-Verbrauch aber zu einem richtigen Problem werden. Zum Beispiel während des Urlaubs, wenn der Tesla an einem Flughafen geparkt wurde und für mehrere Wochen nicht bewegt oder geladen wird.
Der Akku entlädt sich dabei langsam immer weiter und laut der Empfehlung von Tesla sollte ein Elektroauto nicht längere Zeit bei einem Akkustand von unter 20 % abgestellt werden. Für die Akkugesundheit ist ein so tiefer, dauerhafter Ladestand nicht gesund.
Was kann man also tun, wenn über eine lange Parkdauer von mehr als zwei Wochen keine Lademöglichkeit vorhanden ist?
Was tun bei langer Parkdauer mit Lademöglichkeit?
Wer zum Beispiel ohne Tesla drei Wochen in den Urlaub fährt, das Fahrzeug aber mit Lademöglichkeit stehen lässt, geht am besten wie folgt vor:
- Fahrzeug mit ungefähr 50 % Akku Ladestand parken (das ist der schonendste Zustand für den Akku.)
- Den maximalen Ladestand der Batterie in den Einstellungen auf 50 % begrenzen.
- Das Ladekabel mit dem Tesla verbinden.
Sobald der Ladestand auf 45 % abgesunken ist, beginnt das Fahrzeug wieder mit der Ladung auf 50 %.
So bleibt der Ladestand immer konstant im Bereich zwischen 45 und 50 Prozent, was der schonendste Zustand für die Batterie ist. Außerdem lässt sich dadurch die Degradation des Akkus so weit wie möglich verringern.
Gewaltig ist dieser schädliche Effekt während einer Dauer von wenigen Wochen aber auch nicht. Wer also nach der Rückkehr auf einen höheren Akkustand angewiesen ist, kann durchaus auch auf 80 Prozent stellen. Höher sollte man aber für längere Standzeiten nicht gehen.
Was tun bei langer Parkdauer ohne Lademöglichkeit?
Eine Art Urlaubsmodus gibt es beim Tesla nicht.
Wenn das Fahrzeug aber zum Beispiel drei Wochen am Flughafen ohne Lademöglichkeit geparkt werden muss, empfiehlt sich folgendes Vorgehen:
Das Fahrzeug, wenn möglich, mit etwa 90 % Akkustand abstellen und idealerweise die unten aufgeführten Tipps anwenden.
Der Akku sollte so voll wie möglich sein, aber nicht mehr als 90 % geladen sein. Das längere Parken bei einem Akkustand von mehr als 90 % wirkt sich bei allen Lithium-Ionen-Akkus negativ auf die Degradation des Akkus aus (auch bei LFP).
Eigentlich sollte ein Tesla-Akku während 24 Stunden im Standby nicht mehr als etwa ein Prozent an Ladung verlieren.
Und selbst das ist eigentlich zu viel (warum ich das anfangs auch nicht wusste, erfährst Du in diesem Beitrag).
Auf jeden Fall ist eine Abwesenheit von 4 bis 5 Wochen mit diesem Ladestand in der Regel kein Problem, wenn man sich an bestimmte Dinge hält. Was das ist, dazu komme ich gleich.
Wer länger als 4 bis 5 Wochen abwesend ist, sollte jemanden damit beauftragen, das Fahrzeug zu laden. Sinnvollerweise sollte man bei langen Standzeiten ohne angeschlossenes Ladekabel vorab testen, wie viel Strom der eigene Wagen pro 24 Stunden Standzeit ungefähr verbraucht.
Der Standbyverbrauch kann je nach Fahrzeugmodell und Softwarestand sehr unterschiedlich sein. Darüber wird auch im TFF-Forum immer wieder diskutiert.
Tipps, um beim Tesla den Stromverbrauch während des Parkens zu reduzieren
Einen manuell aktivierbaren Ruhemodus gibt es bei Tesla nicht. Der automatisch gesteuerte Energiesparmodus des Fahrzeugs wird aber durch folgendes Verhalten beeinflusst:
- Nicht mit der Tesla Mobiltelefon App auf das Fahrzeug zugreifen. Jeder Zugriff kostet Strom, da das Fahrzeug aus dem stromsparenden Tiefschlaf geweckt wird und alle Systeme hochfährt. Nach einigen Tagen ohne App-Zugriff und Öffnen der Türen reduziert sich der Stromverbrauch des Tesla nochmals deutlich, da das Fahrzeug dann in noch sparsamere Stromsparmodi wechselt.
- Idealerweise schließt man die Tesla App komplett im Smartphone-Speicher. Achtung: Auch Widgets auf dem Smartphone können einen Zugriff auslösen.
- Andere Apps mit Tesla API-Zugriff, wie zum Beispiel die Datenlogger Tronity, TeslaFi oder Teslalogger ausschalten, da sie sich regelmäßig mit dem Fahrzeug verbinden. Die Apps haben zwar in der Regel einen Modus, der das Fahrzeug nicht weckt, aber es kann sein, dass dieser nicht korrekt funktioniert. Stromverbräuche von 5 Prozent pro Tag sind dann keine Seltenheit. Im Zweifelsfall den Datenlogger also während des Urlaubs lieber ausschalten.
- Wer auf den Zugriff per App während des Urlaubs komplett verzichten kann und ganz auf Nummer sicher gehen möchte, kann den mobilen Zugriff im Tesla Fahrzeug auch komplett ausschalten. Dazu einfach auf dem Touchscreen unter Fahrzeug > Sicherheit > Mobilen Zugriff den Fernzugriff ausschalten. Alternativ kann man auch den Valet-Modus in der Mobiltelefon-App unter „Sicherheit und Fahrer“ aktivieren. Er deaktiviert zumindest WLAN und Bluetooth, lässt die Mobilfunkverbindung aber eingeschaltet.
- Alle USB Geräte vom USB-Port trennen. Es kann vorkommen, dass USB-Geräte wie Festplatten und USB-Sticks auch bei ausgeschaltetem Fahrzeug aktiv bleiben und Strom verbrauchen. Achtung: Ohne USB-Stick zeichnet der Wächtermodus aber keine Videos auf.
- Intelligentes Vorklimatisierung und geplantes Laden mit einem programmierten Abfahrtszeitpunkt sollte deaktiviert werden. Das Heizen oder Vorkühlen des Wagens benötigt enorm viel Energie. Wer es versehentlich während des Urlaubs eingeschaltet lässt, temperiert jeden Tag zur eingestellten Uhrzeit sein Fahrzeug. So ist der Akku nach wenigen Tagen garantiert leer.
- Beim Model S und Model X unter den Sicherheitseinstellungen die Funktion „passiver Einstieg“ ausschalten. Dies spart ebenfalls Strom, da das Fahrzeug nicht ununterbrochen überprüft, ob sich der Schlüssel in Reichweite befindet, um dann die Türgriffe automatisch auszufahren.
- Unterbrochene Software-Downloads beenden: Ein hängendes Update kann dazu führen, dass das Fahrzeug nicht in den Energiesparmodus wechselt. Man sollte also vor dem Urlaub unbedingt das Fahrzeug mit dem WLAN verbinden und alle bereits begonnenen Downloads abschließen. Ob ein Download aktiv ist, sieht man in den Fahrzeugeinstellungen unter „Software“ oder in der Mobiltelefon-App.
- Den Wächtermodus deaktivieren. Das ständige Überwachen der Umgebung benötigt sehr viel Strom. Während der Wächtermodus aktiv ist, sind Infotainment-Computer und Autopilot-Computer (wegen der Kameras) ebenfalls aktiv. Der Stromverbrauch liegt so bei dauerhaft etwa 250 Watt, was in 24 Stunden je nach Akkugröße etwa 7 bis 8 Prozent der gesamten Akkukapazität sind. So widersprüchlich es also scheint, am Flughafen sollte der Tesla Wächtermodus trotzdem immer ausgeschaltet werden. Sonst entleert dessen Stromverbrauch den Akku innerhalb weniger Tage komplett. Eigentlich schade, denn genau in solchen Situationen möchte man den Wächtermodus doch nutzen.
- Den Innenraum-Überhitzungsschutz in den Fahrzeugeinstellungen unbedingt ausschalten.
- Kamerazugriff via App deaktivieren. In manchen Ländern ist es möglich, über die App auf die Kameras des Tesla zuzugreifen. Dieser Zugriff lässt sich über „Fahrzeug“ > „Sicherheit“ > „Sehen Sie die Live-Kamera über Mobile App“ deaktivieren.
- Bis März 2018 wurde für den Infotainment-Computer die alte Version MCU1 in Model S und Model X Fahrzeugen verbaut. Bei der MCU1 kann man manuell einen Energiesparmodus aktivieren. Dieser sollte unbedingt eingeschaltet sein, da das Fahrzeug sonst nicht in den Standbymodus wechselt.
- Für die maximale Energieersparnis sollte diese auf dem Bild gezeigte Einstellung des „Energiesparmodus“ auf „An“ und „Immer verbunden“ auf „Aus“ eingestellt sein. Nachteil des Energiesparmodus: Beim Öffnen der Türen dauert es etwa 10 Sekunden bis der Computer gestartet und das Fahrzeug fahrbereit ist. Für eine längere geplante Standzeit ist das aber keine Einschränkung. Mit „Immer verbunden=aus“ dauert es beim Zugriff mit der Mobiltelefon-App etwa 30-60 Sekunden länger, bis das Fahrzeug wach ist und reagiert. Ab März 2018 gebaute Fahrzeuge mit MCU2 besitzen diese Einstellungen nicht mehr. Laut Tesla Support regelt der Computer den Energiesparmodus bei diesen Fahrzeugen automatisch.
12-Volt-Batterie als Ursache für Stromverbrauch
Eine interessante Feststellung zum Standbyverbrauch musste ich mit meinem Model S machen.
Mein Model S75D hat Produktionsdatum März 2017 und wie jeder Tesla ist es neben dem Hochvoltakku auch mit einer 12-Volt-Batterie ausgestattet (neuere Fahrzeuge besitzen dafür eine 16V-Batterie).
Diese Niederstrombatterie versorgt diverse Geräte im Fahrzeug (Infotainment, Steuergeräte, etc.), während der Hochvoltakku dem Fahrzeugantrieb dient.
Seit ein paar Jahren habe ich festgestellt, dass mein Model S pro Tag im Standby etwa ein Prozent Akkukapazität im Hochvoltakku verbraucht (auch wenn ich nicht mit der App darauf zugreife). Das ist viel. Wenn man das aufs Jahr hochrechnet, sind das über drei ganze Akkuladungen, also dreimal 75kWh.
Ich nahm das so hin, denn ich hatte sämtliche oben erwähnten Ideen zum Stromsparen bereits umgesetzt.
Ich schob den Grund für diesen „Vampirverbrauch“ auf die doch etwas ältere Technologie und dass die Stromspareffekte dieser alten Geräte vielleicht noch nicht so ausgereift sind (und der Mobilfunk, ist ja zum Beispiel auch immer aktiv).
Nach vier Jahren machte ich einen Service und der Zustand der 12V-Batterie war nach wie vor gut. Nach 6 Jahren begann ich mich zu wundern, dass diese Batterie so lange hält, denn in keinem anderen Auto vor meinem Tesla hielt die 12V-Batterie länger als 4 Jahre.
Ich dachte mir, dass ja notfalls eine Meldung im Fahrzeug kommt, sofern die Batterie langsam schwach werden sollte. Dem war nicht so. Nach fast 8 Jahren gab ich Tesla den Auftrag, die 12V-Batterie zu ersetzen, da das Fahrzeug ohnehin im Service war.
Nach dem Service dann die erstaunliche Feststellung: Der Standby-Verbrauch ist jetzt quasi null. Auch wenn das Fahrzeug drei Tage lang steht, ist der Akkustand danach genau gleich wie vorher! (ohne Zugriff via App und kein Öffnen der Türen).
Der Grund dafür ist eindeutig: Die 12V-Batterie wird vom Hochvoltakku gespeist. Ist die Batterie nicht mehr so stark, lädt das Fahrzeug sie regelmäßig nach, auch im Standby.
Das führte bei mir zu rund einem Prozent Standbyverlust pro 24h und das über Jahre!
Seltsamerweise wurde meine 12V-Batterie nie als zu schwach angezeigt. Ich kann also jedem nur empfehlen, eine sehr alte 12-Batterie ersetzen zu lassen, sofern ein deutlicher Standby-Verbrauch spürbar ist.
Kann man das Fahrzeug nicht einfach ganz ausschalten?
Ein komplettes Herunterfahren des Fahrzeugs ist zwar über das Servicemenü möglich, dient aber nur als Reset der Computer und Steuergeräte bei Problemen.
Die Prozedur dafür kann nur durchgeführt werden, wenn man im Auto sitzt und die Türen geschlossen sind. Sobald man nach dem Herunterfahren die Pedale betätigt oder eine Tür öffnet, fährt das Auto die Systeme wieder hoch.
Mit den oben erwähnten Tipps sollte der Standby-Stromverbrauch beim Tesla aber kaum höher als ein Prozent in 24 Stunden sein. Einem entspannten Urlaub steht also nichts mehr im Weg.
Warum ist der Stromverbrauch je nach Tesla Fahrzeug so unterschiedlich?
Ein Leser wiederum hat mir bestätigt, dass er mit seinem Model Y von 2021 nach mehr als fünf Wochen Standzeit nur 5 Prozent (über die gesamten fünfeinhalb Wochen!) verloren hat. Er hatte vorab alle oben erwähnten Punkte optimiert, auch den Valet Modus.
Mein mittlerweile achtjähriges Model S75D beweist aber, dass auch ältere Teslas einen exzellenten Standby-Verbrauch haben können.
Wenn das Fahrzeug also einen erhöhten Standby-Verbrauch aufweist, ist definitiv etwas nicht in Ordnung oder man hält die oben erwähnten Bedingungen nicht ein.
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