Wie lange hält ein Tesla eigentlich? Beträgt die Lebensdauer einer Tesla Batterie überhaupt mehr als 200’000 Km? Lässt das ständige Laden und Entladen den Akku, wie beim Handy, mit der Zeit nicht immer schwächer werden?
Mittlerweile gibt es beim Model S bereits Tesla Fahrzeuge mit einem Alter von mehr als 12 Jahren. Die Statistiken zeigen interessante Erkenntnisse bezüglich der verbleibenden Kapazität dieser Akkus.
In diesem Beitrag gehe ich näher auf die Lebensdauer eines Tesla Akkus, des Motors und sonstiger Bauteile ein.
- Akku ist nicht gleich Akku
- Diese negativen Einflüsse verkürzen die Lebensdauer und Leistung der Tesla Akkuzellen
- Praxiserfahrungen zur Tesla Batterie Lebensdauer
- Daten zu Totalausfällen von Akkus
- Wie lange hält der Motor?
- Wie lange halten Karosserie, Fahrwerk, etc?
- Wie lange hält die Elektronik?
- Mein Fazit zur Tesla Batterie Lebensdauer und anderen Komponenten
Akku ist nicht gleich Akku
Genau wie beim Handy sind auch in einem Tesla Lithium-Ionen-Akkus verbaut. Aber Akku ist nicht gleich Akku. Tesla verwendet spezielle Batteriezellen, die für den Einsatz in Elektroautos entwickelt wurden. Dadurch ist die Haltbarkeit solcher Zellen viel besser, als man das von der Consumer-Elektronik, wie einem Handy oder einem Laptop gewohnt ist.
Trotzdem verliert natürlich auch der Akku eines Elektroautos durch kalendarische Alterung und Ladezyklen an Leistung. Das äußert sich über die Jahre mit der sogenannten Degradation. Dadurch kann weniger Energie im Akku gespeichert werden.
Diese negativen Einflüsse verkürzen die Lebensdauer und Leistung der Tesla Akkuzellen
Alle Lithium-Ionen-Akkus haben eines gemeinsam: Extreme Situationen setzen die Batterie unter Stress. Dazu gehört die vollständige Entladung oder das häufige Laden auf 100 % Ladezustand.
Das häufige Laden auf 100 % ist hauptsächlich bei NCA- und NMC-Akkus (basierend auf einer Nickel-Cobalt-Aluminium-Chemie) ein Problem.
Zellen auf Basis von Lithium Eisenphosphat (LFP), wie sie bei den günstigeren Standard Tesla-Modellen zum Einsatz kommen, sind davon etwas weniger betroffen. Aber auch LFP-Akkus entwickeln eine stärkere Degradation, wenn man sie ständig auf 100% lädt.
Deshalb ist auch das Nutzerverhalten für den Erhalt der Lebensdauer eines Tesla Akkus so wichtig, denn wie oft auf 100 % geladen wird, kann der Fahrer selbst entscheiden.
Ein weiterer Faktor sind die Stromstärken, mit denen der Akku geladen und entladen wird. Hohe Ströme bei tiefen Temperaturen mag der Akku gar nicht und altert dadurch schneller. Um dem Kunden hier etwas Arbeit abzunehmen, regelt das Batterie-Management-System (BMS) im Fahrzeug die Ströme aktiv und sorgt dafür, dass die Lade- und Entladeströme den Bedingungen angepasst sind und in einem für den Akku gesunden Bereich bleiben. Die Lebensdauer eines Tesla Akkus wird dadurch stark verlängert.
Trotz negativer Einflüsse halten Teslaakkus mehr aus, als man denkt. Dazu ein paar Praxiserfahrungen.
Praxiserfahrungen zur Tesla Batterie Lebensdauer
Tesla stellt seine Limousine Model S seit 2012 her. Die ältesten Tesla Fahrzeuge in Europa wurden im Jahr 2013 in Verkehr gesetzt. Mittlerweile existieren bereits viele Tesla Fahrzeuge mit mehr als 300’000 km oder sogar mehr als 500’000 Kilometern Laufleistung.
Im TFF Forum sind auch einige europäische “Kilometerkönige” mit weit über 600’000 km Laufleistung dokumentiert.
Studien zeigen, dass Elektroautoakkus sogar länger halten als gedacht. Während den ersten rund 30.000 Kilometern läuft der Kapazitätsverlust durch Degradation beschleunigt ab. Die Kapazität sinkt verhältnismäßig schnell von 100 auf etwa 95 Prozent.
Danach ist die Trendlinie nahezu horizontal, zwischen 200.000 und 300.000 Kilometern ist sie annähernd stabil und liegt bei etwa 85 bis 90 %. (Studie der Unternehmensberatung 3).
Aber auch von Tesla gibt es mittlerweile Statistiken. Laut dem “Tesla Impact Report 2023” beträgt der durchschnittliche Kapazitätsverlust beim Model 3 und Y mit NCA/NMC Akku nach etwa 320’000 Km nur 15 Prozent! Das deckt sich also recht gut mit der Studie.
Für die neueren LFP Zellen gibt es allerdings keine offiziellen Zahlen von Tesla.
Aber dank der Degradation-Grafiken des Teslaloggers erhält man auch für diese Fahrzeuge einen Einblick in die Statistik von hunderten von Fahrzeugen. Diese sind primär auf europäischen Straßen unterwegs. Der Teslalogger sammelt die Degradations-Daten dieser Fahrzeuge anonym und stellt sie als Statistik öffentlich dar.
Diese Daten zeigen das gleiche Bild: in der Regel haben Fahrzeuge mit 200’000 bis 300’000 Km noch über 90 % der ursprünglichen Batteriekapazität und auch danach bleibt der Wert ziemlich stabil. Die Kurve fällt in den ersten 50’000 Km etwas stärker ab, aber pendelt sich danach auf dem Niveau von etwa 90 % ein.
Auf dem Impala64 Blog findet man einen sehr guten Beitrag über die Mythen zur Gesundheit einer Elektroautobatterie.
Eine interessante Umfrage mit Auswertung zur Akku-Degradation findet man im TFF-Forum.
Daten zu Totalausfällen von Akkus
Auch Totalausfälle von Batteriepacks sind mittlerweile seltener geworden. Bei den frühen Model S tritt das Problem am häufigsten auf. Etliche 60, 70 und 85 kWh Akkus des Model S (Modelljahre 2013 bis 2015) wurden mittlerweile ersetzt.
Häufig ist Feuchtigkeitseintritt bei diesen Akkus ein Problem.
Da diese Fahrzeuge 8 Jahre Garantie auf den Akku haben, sind sie ein gewisses Risiko beim Gebrauchtwagenkauf. Denn Tesla baut bei einem Ausfall wieder einen Akku des gleichen Typs ein (gebrauchte und instand gesetzte Ersatzakkus).
Bei den neueren Fahrzeuggenerationen mit 75, 90 und 100 kWh Akkus (Model S und X 2016 bis 2020) liest man aber selten von einem Totalausfall eines Akkus. Die Zellchemie ist bei diesen Fahrzeugen eine andere und haltbarer als die 60, 70 und 85er Varianten. Lediglich die 100 kWh Akkus sind auch hier etwas stärker betroffen als die 75er und 90. Aber nach wie vor viel seltener als bei den Fahrzeugen von 2013 bis 2015.
Der Ersatzakku ist bei Tesla übrigens kein neuer Akku. Das Akkupaket wird zwar komplett von Tesla getauscht, die defekten Zellen aber ersetzt und das ganze Paket wird dann als geprüfter Ersatzakku bei einem anderen Garantiefall wiederverwendet. Das ist ökologisch sehr sinnvoll. Tesla garantiert dabei einen Ersatzakku mit mindestens gleicher Kapazität, wie der defekte Akku vor dem Ausfall hatte.
Bei Model 3 und Y mit der neueren 2170-Zellgeneration sind Totalausfälle von Akkus ebenfalls selten. Natürlich gibt es aber auch hier solche Fälle, wie zum Beispiel dieses Service Bulletin zeigt. Eine höhere Ausfallrate als der Durchschnitt haben Model 3 Performance (Q4/2020 bis Q1/2022). Am häufigsten betroffen sind Q3/2021 und Q4/2021).
Der Grund ist nicht klar, aber vermutlich handelt es sich um Produktionsfehler bei den Zellen.
Wie lange hält der Motor?
Tesla konzipiert seine Motoren mittlerweile für die Haltbarkeit von einer Million Meilen (zirka 1’600’000 Km). Ein defekter Elektromotor ist allerdings nicht vergleichbar mit einem defekten Benziner- oder Dieselmotor, der oft in einem finanziellen Totalschaden endet.
Bei einem Tesla kann der ganze Motor in zirka 1-2 Stunden komplett ausgetauscht werden und die Kosten halten sich dabei in Grenzen. Der Grund dafür ist die geringere Komplexität des Elektromotors gegenüber dem Verbrennungsmotor. Ein defekter Tesla-Motor ist also nicht gleich ein Totalschaden.
Bei den älteren Model S 60, 70 und 85 waren die Motoren tatsächlich nicht so ausgereift und es kam in den ersten Jahren zu vielen Totalausfällen, die natürlich auf Garantie getauscht wurden. Ersatzmotoren sind allerdings nicht neu, sondern revidierte Komponenten.
Die neueren Motorengenerationen ab etwa 2016 machen viel weniger Probleme. Man hört sehr wenig über defekte Motoren in Teslafahrzeugen mit einem Baujahr ab 2017.
Natürlich gibt es sie, wie man zum Beispiel hier über einen Rückruf zu defekten Drive Units beim Model 3 lesen kann. Aber es ist nicht so, dass das in Massen auftritt. Rückrufe sind nichts Außergewöhnliches.
Wie lange halten Karosserie, Fahrwerk, etc?
Das Fahrwerk ist bei Teslas eine Schwachstelle. Aufgrund des hohen Gewichts haben Teslafahrzeuge einen größeren Verschleiß bei Querlenkern und Längslenkern.
Viele Teile eines Tesla stammen von bekannten Zulieferern wie Bosch (Bremsmanagement), Conti (Fahrwerk) oder ZF Friedrichshafen (Lenkgetriebe).
Die Karosserie eines Tesla unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der Karosserie eines anderen Autos.
Speziell zu erwähnen ist lediglich, dass die Karosserie (inklusive Türen) bei einem Model S und Model X bis und mit Baujahr 2020 aus Aluminium ist. Das kann bezüglich Rost vorteilhaft sein, erhöht aber die Reparaturkosten bei Karosseriearbeiten.
Bei Model 3 und Y sind nicht alle Metallteile aus Aluminium. Diskussion dazu im TFF Forum.
Wie lange hält die Elektronik?
In allen modernen Fahrzeugen ist viel Elektronik verbaut. Unabhängig von Tesla oder Elektroautos ist die Langlebigkeit der Elektronik abhängig davon, wie diese Schaltungen konzipiert worden sind. Dies wird sich bei allen Herstellern aber vermutlich erst in ein paar Jahren zeigen. Ob es deshalb in drei oder vier Jahrzehnten überhaupt noch Autos des 21. Jahrhunderts als Oldtimer geben wird, ist offen. Dies ist aber kein exklusives Problem der Elektroautos, es betrifft alle modernen Fahrzeuge.
Bei Tesla ist in dieser Hinsicht speziell zu erwähnen, dass sie im Vergleich zu anderen Fahrzeugherstellern durch vertikale Integration viel mehr Teile selbst herstellen. Tesla ist dadurch weniger von Zulieferern abhängig. Wie sich das auf die Qualität der Komponenten auswirkt, werden wir wohl erst in ein paar Jahren wissen.
Mein Fazit zur Tesla Batterie Lebensdauer und anderen Komponenten
Immer öfter übertrumpfen sich die Rekorde von Teslafahrern, die noch mehr Kilometer auf die Tacho Uhr bringen.
Offenbar scheint es trotz der hohen Laufleistung wirklich wenig bis keine Probleme zu geben.
Bezüglich Alterung des Materials gibt es mit dem Model S natürlich nur Erfahrungen seit 2012. Model 3 gibt es in Europa seit 2019 und Model Y erst seit 2021.
Es wird sich also erst in Zukunft zeigen, ob ein Tesla auch zum Oldtimer werden kann.
Kann man erwarten, dass ein Tesla 20 Jahre lang hält?
Trotzdem bin ich guter Dinge, dass man auch in mehr als einem Jahrzehnt noch einen alten gebrauchten Tesla fahren kann. Auch der Markt für Ersatzakkus von Drittherstellern wird sich entwickeln, sobald der Bedarf dafür da ist.
An Firmen wie der EV Clinic in Zagreb erkennt man, dass sich hier ein Feld für Spezialisten auftut. EV Clinic kann mittlerweile einen Akku für einen Bruchteil der Kosten reparieren, indem einzelne Zellen ersetzt werden.
Tesla verfährt oft nach dem Prinzip “Keep it simple”. Man versucht so viele Dinge wie möglich zu vereinfachen und wegzulassen. Erst wenn man merkt, dass danach Probleme entstehen, hört man auf und fügt wieder etwas hinzu. Das kann natürlich dazu führen, dass einzelne Modellvarianten anfälliger als andere sind.
Der Fahrzeugkauf ist daher auch ein bisschen Glück oder Pech. Meine Empfehlung an die Model S Gebrauchtwagenkäufer: Ich würde eher zu den neueren Varianten S75, 90 und 100 tendieren und den 85er links liegen lassen.
Bei den neuen Varianten sind doch einige Jahre zusätzliches Know-how in die Entwicklung eingeflossen, das dürfte sich auf die langfristige Haltbarkeit vermutlich positiv auswirken. Gleiche Empfehlung für Model 3 und Y. Bloß nicht die ersten Serien kaufen, die auf den Markt gekommen sind.
Die neueren Modelljahre sind tendenziell mit robusteren Batterien ausgestattet, die eine höhere Kapazität bieten. Aber auch die Fahrweise spielt eine wichtige Rolle: Ein aggressiver Fahrstil mit häufigem Beschleunigen und Bremsen kann die Batteriedegradation im Vergleich zu einem sanfteren Fahrstil beschleunigen.
Schlussendlich bin ich aber der Meinung, dass man mit dem Kauf eines Tesla nichts falsch machen kann. Die Umfragen zur Zufriedenheit und Weiterempfehlung zeigen es deutlich.
Hier geht es zum nächsten Beitrag in der Serie “Du möchtest einen Tesla kaufen?”:
Tesla Modelle im Vergleich: Welches Modell kaufen?
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