Mit ihrem schlichten Cockpit-Design sind Tesla Model 3 und Y ohne Instrumentendisplay hinter dem Lenkrad ausgestattet. Auch ein Head Up Display (HUD) gibt es bei Tesla nicht. Viele Menschen vermissen ein solches Zusatzdisplay in ihrem Tesla und greifen auf Produkte zum Nachrüsten zurück.
Damit hat man die Geschwindigkeitsanzeige und verschiedene andere Statusanzeigen hinter dem Lenkrad direkt im Blickfeld, ohne auf den Touchscreen in der Mitte schauen zu müssen.
In diesem Beitrag zeige ich, wie gut solche Displays zum Nachrüsten sind, welche Vor- und Nachteile der verschiedenen Displayarten es gibt und welche Risiken der Einbau eines solchen Zusatzdisplays im Tesla hat.
Welche Art von Tesla Zusatzdisplay gibt es?
Tesla verkauft selbst kein Zusatzdisplay für seine Fahrzeuge. Auf dem Zubehörmarkt gibt es folgende vier Typen von Displays von Drittherstellern:
Echtes HUD mit Informationen, die an die Frontscheibe projiziert werden.
Fest installiertes, großes oder kleines Zusatzdisplay hinter dem Lenkrad.
Smartphone-Halterung direkt hinter dem Lenkrad.
Schmales Display im Lüftungsschlitz.
So funktioniert ein nachrüstbares Display im Tesla
Über den CAN-Bus des Fahrzeugs kann das Display die Werte für Geschwindigkeit und sonstige Daten vom Zentralcomputer des Tesla abrufen.
Je nach Bauart werden Display und CAN-Bus direkt mit einem Kabel verbunden oder ein Dongle-Stecker, der im CAN-Bus eingesteckt wird, sendet die Daten via Bluetooth an das Display.
Natürlich benötigt das Display auch Strom, der über ein Kabel zugeführt wird.
Vorteile
- Wichtige Anzeigen sind direkt im Blickfeld, ohne auf den zentralen Bildschirm sehen zu müssen. Dazu gehören je nach Displaytyp: Geschwindigkeit, Fernlicht, Blinker, Batteriestand, Zeit oder auch Reifendruck, Fahrmodus (P, R, N, D) und Außentemperatur, usw.
- Selbst wenn die Installation je nach Displaytyp aufwendig ist, kann ein Display wieder rückstandsfrei ausgebaut werden.
Nachteile
- Der Einbau ist nicht ganz einfach und erfordert ein gewisses manuelles Geschick, da Plastikabdeckungen im Fahrzeug entfernt werden müssen (siehe auch Videos weiter unten im Beitrag). Der Aufwand ist allerdings je nach Displaytyp unterschiedlich groß.
- Da ein Gerät am CAN-Bus angeschlossen wird, könnte Tesla theoretisch bei einem Besuch im Service-Center Probleme bezüglich der Fahrzeuggarantie machen (siehe auch Abschnitt “Risiken”).
- Es kam schon vor, dass ein solches Zusatzdisplay nach einem Software-Update des Tesla nicht mehr funktioniert (Beispiel im TFF Forum). Das passiert zum Beispiel dann, wenn Tesla das Kommunikationsprotokoll auf dem CAN-Bus ändert. Ein Display benötigt dann ebenfalls ein Software-Update, das je nach Hersteller und Gerät aber schwierig sein kann (siehe auch Abschnitt “Risiken”).
- Große Zusatzdisplays können den Luftstrom der Lüftung beeinflussen.
Risiken
Fahrzeug-Garantie
Erfahrungen zeigen, dass es meistens niemanden interessiert, wenn man mit einem Zusatzdisplay beim Tesla Service-Center aufkreuzt.
Tesla lehnt aber die Garantie bei allfälligen Schäden durch das Display klar ab.
Die Garantie auf das ganze Auto wird Tesla aber nicht kündigen können, bei Fehlern werden die jedoch genau hinschauen. Natürlich sollte das zu 99,9% nicht passieren, weil ein Bus-System, gerade im Auto, eher unempfindlich ist. Die meisten Displays “lesen” auf dem Bus nur Daten. Hier sollte es eigentlich grundsätzlich keine Probleme geben.
Bei Fehlern wird man natürlich immer zuerst das Display vom Bus entfernen müssen, um einen Einfluss auszuschließen. Aber wenn tatsächlich ein Steuergerät im Tesla kaputtgeht, wird es mit Sicherheit Diskussionen mit Tesla geben. Es ist nicht bekannt, ob Tesla mittels Fernzugriff feststellen kann, ob ein Display “am Zentralrechner” hängt.
Man sollte sich also gut überlegen, ob man sich während der Garantiezeit eine solche Art der Modifikation antun möchte.
Software-Updates
Es kam schon vor, dass nach einem Software-Update des Tesla ein Zusatzdisplay nicht mehr funktioniert hat.
Das Problem lässt sich dann nur beheben, indem auf dem Display ebenfalls ein Update installiert wird. Leider sind günstige Displays oft nicht updatefähig. Überdies sind die Hersteller der Displays chinesische Firmen, die nicht alle einen Vertrieb in Europa haben.
Je nach Hersteller kann es also schwierig sein, ein Software-Update und eine englische oder deutsche Update-Anleitung zu bekommen.
Wie schwierig ist die Installation eines Zusatzdisplay oder Head Up Display im Tesla?
Je nach Displaytyp ist der Installationsaufwand unterschiedlich groß. Die folgenden Videos zeigen, was ungefähr auf einen zukommt, wenn man die Installation selbst machen möchte.
So findest Du das geeignete Tesla Head UP Display
Das folgende Entscheidungsdiagramm kann Dir bei der Entscheidung helfen, über welchen Weg Du ein Display besorgen solltest.
Wenn man selbst Produkte direkt bei AliExpress in China bestellt, sollte man sich über folgende Punkte bewusst sein:
- Die Anleitungen sind oft ungenau und von schlechter Qualität. Bei einem Zwischenhändler in Europa findet hier nochmals eine Qualitätskontrolle statt, sodass mit einem Produkt gerechnet werden kann, bei dem auch die Anleitung passt. Ein Beispiel, wie es mit einer Bestellung aus China ablaufen kann, schildert diese Rezension bei Amazon.
- Wenn sich die Fahrzeugvarianten ändern, kann es sein, dass unmittelbar danach die Anleitungen nicht mehr passen oder die falschen Kabel geliefert werden. Das passierte zum Beispiel bei der Einführung der AMD Ryzen CPU oder dem Refresh Model 3. Bis die Händler in China darauf reagieren, dauert es einen Moment. Eine Retoure nach China ist dann unter Umständen aufwendig.
Produktempfehlungen
Smartphone mit Halterung
Diese Display-Variante bietet eine gute Qualität und man spart sich das Geld für die Display-Hardware, da ein normales Smartphone verwendet wird. Außerdem ist der Einbauaufwand nicht so groß.
Ein gutes System hat der Hersteller Enhance mit seinem “Commander”-Stecker in Kombination mit der “S3XY App” für iOS und Android.
Vorteile: Günstige Lösung, da das eigene Smartphone als Display dient. Einfach zu installieren, da bei dieser Lösung nur ein Dongle am OBD2-Port notwendig ist und kein Kabel zum Display verlegt werden muss. Um den Dongle anzuschließen, reicht die Demontage der hinteren Verkleidung der Mittelkonsole.
Nachteile: Display nicht fest installiert. Handys mit Hüllen je nach Halterung nicht verwendbar.
Hier ist die S3XY App Mobiltelefon-App:
Nach der Installation der App verbindet man den Commander-Stecker direkt mit dem Auto. Diesen kann man direkt bei Enhance bestellen. Die Firma befindet sich in Bulgarien (Lieferung somit problemlos auch nach Deutschland, Österreich und Schweiz möglich).
Das Produkt ist äusserst hochwertig und wird in der Tesla-Community sehr geschätzt. Optional lassen sich auch noch die S3XY-Buttons kombinieren. Sie ermöglichen Funktionen auf physische Knöpfe zu programmieren und diese im Fahrzeug an einem beliebigen Ort zu platzieren.
Mit dem Commander kannst Du Deinem Tesla ein Echtzeit-Dashboard mit Statistiken hinzufügen. Lade die App „S3XY Buttons“ auf Dein Mobiltelefon, um Zugang zu erhalten. (Versand aus der EU, auch in die Schweiz möglich)
Auf die Buttons lassen sich verschiedene Funktionen wie z.B. Akku vorheizen, Handschuhfach öffnen, Umschalten von Sport/Chill-Modus, Stärke der Rekuperation, Scheibenwischer, uvm. Programmieren. Mit dem beiliegenden Doppelklebeband werden sie an einem beliebigen Ort im Fahrzeug angebracht. Neue Funktionen erhält man durch App- und Firmware-Updates. (Versand aus der EU, auch in die Schweiz möglich)
Magnetischer Mobiltelefonhalter passend für iPhone 14, 13, 12, Pro Max Mini und alle Telefone mit MagSafe-Hülle. Kann auch quer verwendet werden.
Tesla Zusatzdisplay
Einer der bekanntesten Hersteller ist die chinesische Marke Hansshow. Sie bieten eine gute Qualität und liefern auch Software-Updates. Natürlich nicht für immer und ewig, aber immerhin für eine gewisse Zeit. Das kennt man ja von anderen Elektronikgeräten auch.
Für die 9- und 10-Zoll Displays von Hansshow gibt es noch Updates. Beim älteren 8,8“ Display leider nicht mehr.
Manche Zusatzdisplays gibt es in einer Android- oder einer Linux-Version. Auf der Android-Variante können eigene Apps installiert werden (die allerdings nicht immer kompatibel sind).
Vorteile: Zusatzdisplays sind in verschiedenen Größen erhältlich. Der Trend geht zu kleineren Displays, die trotzdem viele Informationen anzeigen können.
Nachteile: Große Displays stören den Luftstrom der Lüftung zum Kopf- und Brustbereich. Bei den meisten Zusatzdisplays ist eine aufwendige Installation mit Demontage verschiedener Abdeckungen im Bereich der Dashboard-Leiste, Fußraum und Beifahrer-A-Säule notwendig.
Grosse 9 und 10 Zoll Displays
Anbieter: Hersteller in China, mit Versand direkt aus China.
Updates: Direkt beim Hersteller Hansshow
Einbau: selbst
Anbieter: Hersteller in China, mit Versand direkt aus China.
Updates: Direkt beim Hersteller Hansshow
Einbau: selbst
Kleine 4 und 5 Zoll Displays
Anbieter in Deutschland.
Anbieter: Hersteller in China, mit Versand direkt aus China.
Updates: Direkt beim Hersteller Hansshow
Einbau: selbst
Anbieter: Hersteller in China, mit Versand direkt aus China.
Updates: unbekannt
Einbau: selbst
Anbieter: Händler in China, mit Versand via Amazon.
Updates: unklar
Einbau: selbst
Schlankes Display im Lüftungsschlitz
Ein solches Display zeigt die notwendigsten Informationen und stört den aufgeräumten Innenraum des Model 3 und Y optisch nicht.
Vorteile: Unauffällig. Günstiger als große Displays. Blockiert den Luftstrom kaum.
Nachteile: Billige Geräte sind oft nicht updatefähig. Probleme gab es in der Vergangenheit zum Beispiel schon nach dem Vision-Only-Update von Tesla. Die Installation ist teilweise aufwendig, da das Kabel entweder im Lüftungsschlitz (teilweise sichtbar) oder unter dem Dashboard (unsichtbar, aber aufwendiger) verlegt werden muss.
Anbieter in Deutschland.
Anbieter: Hersteller in China, mit Versand direkt aus China.
Updates: verfügbar. Siehe Link Produktbeschreibung
Einbau: selbst
Anbieter: Händler in China, mit Versand via Amazon.
Updates: unklar
Einbau: selbst
Tesla Head Up Display (HUD)
Echte HUD speziell für Tesla gibt es eigentlich kaum. Händler aus China versuchen ihre billigen generischen Produkte auch für Teslas anzubieten. Ob ein solches Gerät mit einem Tesla funktioniert, scheint eine Lotterie zu sein. Man kann es nur ausprobieren und die Qualität scheint bei vielen Geräten nicht zu überzeugen.
Vorteile: ein echtes HUD mit Projektion der Daten auf die Scheibe. Allerdings ist dazu ein kleines Stück reflektierende Folie notwendig, das über dem HUD an der Frontscheibe angebracht werden muss.
Nachteile: Durch die Krümmung der Scheibe kommt es zu einer Verzerrung der Ziffern. Das Gerät selbst liegt auf einer Anti-Rutsch-Matte. Es kann trotzdem verrutschen. Die meisten dieser Geräte sind nicht Tesla-spezifisch. Das kann zu Problemen bei der Notwendigkeit eines Software-Updates führen.
Anbieter: In China mit Versand via Amazon.
Updates: unklar
Einbau: selbst
Fazit
Ob ein Head Up Display oder Zusatzdisplay im Tesla sinnvoll ist, muss wohl jeder für sich entscheiden. Manche gewöhnen sich in kurzer Zeit daran, nur den Touchscreen in der Mitte zu verwenden. Andere empfinden es als unkomfortabel und gefährlich, immer auf den Touchscreen zu schauen.
Auf jeden Fall birgt das Nachrüsten eines solchen Displays auch gewisse Risiken. Bei manchen China-Produkten von AliExpress ist unklar, wie gut sie funktionieren. Etwas, das funktioniert, kann nach einem Software-Update des Tesla schnell nicht mehr funktionieren. Dann ist auf jeden Fall ein Update des Displays notwendig (sofern es denn überhaupt ein Update gibt).
Der Vorteil beim Kauf bei einem Händler in Europa ist definitiv der Einbausupport (inklusive Garantie auf den Einbau) und der Support für Software-Updates. Wobei man sich klar sein muss, dass der Händler auch nichts anderes macht, als beim Hersteller nachzufragen. Aber das ist eben der Teil, den man sich als Kunde sparen kann. Und die Hersteller sitzen generell alle in China.
Beim Kauf eines Produkts bei AliExpress oder Amazon sollte man unbedingt die Bewertungen gut lesen. Vor allem die Negativen. Der Hersteller Hansshow sticht hier positiv hervor, da ihr Support wirklich sehr gut ist (Kommunikation in Englisch).
Die chinesische Firma Hansshow wurde 2009 gegründet und befasst sich hauptsächlich mit der Entwicklung, Herstellung und Lieferung von Autozubehör. Mit mehr als 300 Mitarbeitern ist das keine kleine Hinterhof-Firma. Ihre drei Produktionslinien sind mit einer Gesamtkapazität von 10’000 Stück pro Monat ausgestattet.
Die billigen AliExpress-Displays sehen teilweise exakt gleich aus, wie die Produkte von Hansshow. Die Software könnte identisch sein, man weiß es aber nicht genau.
Ein anderer wichtiger Faktor sind die potenziellen Probleme mit dem Tesla Service-Center. Da Tesla Dank solcher Nachrüstungen im Zweifel leichtes Spiel hat, Garantien abzulehnen, geht man schon ein gewisses Risiko ein. Natürlich dürfte das kaum der Fall sein, wenn es zum Beispiel einen Garantiefall mit dem Fahrwerk gibt. Aber was ist, wenn der Infotainment-Computer den Geist aufgibt und Tesla in den Logfiles sehen kann, dass man zuvor fremde Geräte daran angeschlossen hat?
Wer sich selbst mit der Technik nicht auskennt, dem empfehle ich dringend den Einbau durch eine Firma mit entsprechenden Kenntnissen durchführen zu lassen. Dafür gibt es zum Beispiel Custom-Tesla* in Deutschland (sie bieten ihren Einbauservice auch in der Schweiz an), oder die Firma ectech in der Schweiz.
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