Es wird oft kritisiert, dass Teslas noch nicht bezahlbar genug sind. Bereits 2020 kündigte Elon Musk aber ein Fahrzeugmodell unterhalb der Klasse des Tesla Model 3 an. Dieses Fahrzeug soll 25’000 USD kosten und trotzdem mit einer Reichweite von mindestens 250-300 Meilen (400-480 Km) ausgestattet sein. Also gewissermaßen ein Tesla Model 2 Kleinwagen, der erschwinglicher sein soll als das Model 3. Dadurch könnte Tesla ein niedrigeres Preis-Segment erschließen und so die Elektromobilität einer breiteren Masse zugänglich machen.
Um die Fakten und Gerüchte etwas zu entwirren, fasse ich in diesem Beitrag alle bisher bekannten Details zum Tesla Kleinwagen für 25’000 USD zusammen. Dieser Beitrag wird regelmäßig aktualisiert, sobald neue Informationen vorliegen.
Bisher ist wenig Offizielles über dieses Fahrzeug bekannt. Im Gegenteil: die im Sommer 2021 ausufernde Berichterstattung in den Medien suggerierte, dass dieses Fahrzeug demnächst auf den Markt kommt. Es wurden auch schon wilde Andeutungen gemacht, dass bei dem Fahrzeug Lenkrad und Pedalen fehlen werden, da es ja autonom fahren kann.
Aber mit dieser Aussage hatte Elon Musk seinen Mitarbeitern gegenüber lediglich die Frage gestellt, ob das Fahrzeug das Lenkrad und die Pedalen überhaupt noch benötigt. Wir wissen ja, Elon Musk denkt, dass das autonome Fahren bald eine entsprechende Marktreife erlangen wird. Und damit könnte er endlich ein Robotaxi auf den Markt bringen, das ganz ohne Fahrer auskommen wird.
Was Tesla bisher zum 25’000 USD Kleinwagen kommuniziert hat
Angestoßen wurde die ganze Diskussion um ein mögliches “Tesla Model 2” mit der Veröffentlichung eines Fotos aus einem chinesischen Designwettbewerb im Jahr 2020. Das Bild zeigt ein mögliches Konzept eines Tesla Kompakt- oder Kleinwagens. Elon Musk kündigte außerdem auch an, ein Zentrum für Design und Entwicklung am Tesla Standort in Shanghai aufzubauen. Diese beiden Meldungen ließen die Medien schlussfolgern, dass das Fahrzeug in China gebaut werden könnte.
Im September 2020 wurde am “Battery-Day” von Elon Musk kommuniziert, dass die angekündigten neuen 4680-Batteriezellen auch ein überzeugendes kleineres Elektroauto zum Preis von 25’000 USD möglich machen werden (in den USA sind Preise üblicherweise ohne Steuer ausgewiesen). Mit “überzeugend” verwies er auf die bereits erwähnte Reichweite von mindestens 400 Km und als Marktstart nannte er das Jahr 2023 (was vermutlich seine Ingenieure in helle Aufregung versetzte).
Im Rahmen der Quartalszahlenpräsentation erwähnte Elon Musk im Oktober 2022, dass jetzt eine neue Plattform für kleinere Elektroautos in Arbeit sei. Ein Fahrzeug dieser nächsten Generation würde nur noch etwa die Hälfte der Model 3/Y Plattform kosten.
Während der Konferenz zu den Q1/22 Quartalszahlen wurde die Präsentation eines Tesla Robo-Taxis für das Jahr 2023 angekündigt. Es gab Spekulationen darüber, ob dass Robo-Taxi und der Kleinwagen das gleiche Projekt sind (in einer Variante autonom fahrend und in der anderen manuell gesteuert). Es könnte sich dabei um einen Crossover handeln, also um eine verkleinerte Version des Model Y.
Bis im April 2023 war aber nach wie vor nicht mehr über das Fahrzeug bekannt. Im Master-Plan Teil 3 wird das kleine Elektroauto mit der Kategorie „kompakt“ erwähnt. Tesla nennt auch eine konkrete Batterie-Kapazität und -Chemie dafür: Es soll mit einem LFP-Akku mit 53 Kilowattstunden ausgestattet werden. Das entspricht ungefähr dem Netto-Wert in den aktuellen Basisversionen von Model 3 und Y.
Zur Hauptversammlung im Mai 2023 wurde ein erstes offizielles Bild des Fahrzeugs, das unterhalb der Kategorie von Model 3 und Y geplant ist, gezeigt:
Im Nachhinein betrachtet erkennt man, dass es sich dabei aber schlicht auch um das Robotaxi gehandelt haben könnte:
Den Namen “Model 2” wird Tesla übrigens nicht verwenden. Elon Musk hat sich an der Aktionärsversammlung im Oktober 2021 dagegen ausgesprochen, dass das Fahrzeug Model 2 heißen wird.
Als Grund führt er die Benennung der bisherigen Tesla-Modelle an, die kein Zufall ist. Model S, Model X und Model Y sind wie geplant benannt und sollten eigentlich gemeinsam mit dem jetzigen Model 3 das Wort „SEXY“ ergeben. Die Namensrechte für ein Model E konnte Tesla allerdings nicht erringen, da sie bei Ford liegen und Ford einen Rechtsstreit angekündigt hat. Das umgedrehte „E“ in Form einer „3“ musste also stattdessen herhalten. Tesla möchte offenbar, laut Musk, in Zukunft die Nomenklatur mit Buchstaben weiterführen.
Aber welchen Namen bekommt es dann? Vielleicht “Model Z”? Nach neuesten Gerüchten aus China soll der Kleine “Tesla Q” heißen. Was für einen Crossover ein passender Name wäre.
Weitere Gerüchte vermuten, dass es auch “Model Tau” heißen könnte. “Tau” ist die (alt-)griechische Version des Buchstaben T.
Bestätigte Fakten
- Technische Daten sind noch keine bekannt, aber das Fahrzeug soll eine Reichweite von mindestens 400 Km haben.
- Das Fahrzeug wird nicht Model 2 heißen.
- Der Preis soll in der Basisversion 25’000 USD nicht übersteigen (Achtung: In den USA werden Preise jeweils ohne Steuer ausgewiesen). In Europa dürfte zu diesem Preis also noch die Mehrwertsteuer dazu kommen.
- Der Start der Produktion des Kleinwagens war ursprünglich für 2025 vorgesehen. Mittlerweile hat sich das aber auf unbestimmte Zeit verschoben.
- Ursprünglich sollte er in der zukünftigen Gigafactory in Mexiko produziert werden.
- Im Juli 2024 hat Elon Musk schließlich angekündigt, dass der Bau der geplanten Fabrik in Mexiko im Moment gestoppt wurde. Offenbar wollte er zuerst den Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA abwarten und Trump ist dafür bekannt, dass er Zölle für Importe aus Mexiko einführen möchte.
- Tesla legte dann die Priorität für den Produktionsstart auf Texas. In einem Interview erzählt Musk Ende 2023 noch, dass die erste Produktionslinie in Texas sein wird und erst die zweite in Mexiko. Ob es je zu einer Fabrik in Mexiko kommt, ist unklar.
- Die Gigafactory in Brandenburg ist laut Elon Musk ebenfalls als Produktionsstandort für den Kleinwagen geplant. Vermutlich für den europäischen Markt, um Zölle zu vermeiden.
Von Fans wurden bereits verschiedene Designs für einen möglichen Tesla Kleinwagen entworfen. Und auch ein Auto-Portal und ein Grafik-Spezialist haben eigene Entwürfe veröffentlicht. Dies sind allerdings alles keine offiziellen Fotos von Tesla.
Kommt jetzt ein Kleinwagen oder Robotaxi? Oder beides?
Immer wieder tauchten auch Gerüchte auf, dass es nie einen Kleinwagen von Tesla geben wird, sondern nur ein vollautonomes Robotaxi. Natürlich glaubt Elon Musk nach wie vor, dass die FSD Software demnächst in großem Stil auch ohne Beaufsichtigung durch den Fahrer als “FSD unsupervised” zugelassen wird.
In Kalifornien und Texas möchte Tesla das im Jahr 2025 einführen, abhängig vom Entscheid der Behörden. Dies würde den Weg für das Robotaxi frei machen. Irgendwie hat Elon Musk so die Ankündigungen für den Kleinwagen und das Robotaxi immer wieder vermischt.
In der neuen Biographie von Elon Musk wurde zum Beispiel bestätigt, dass Elon zuerst tatsächlich nur das Robotaxi wollte. Die Mitarbeiter rund um Chefdesigner Franz von Holzhausen konnten ihn aber offenbar davon überzeugen, dass ein manuelles Elektroauto für 25.000 USD mit Pedalen und Lenkrad, sowie das Robotaxi auf den gleichen Produktionslinien gebaut werden kann. So behält sich Tesla offen, beide Fahrzeugtypen anbieten zu können.
Trotzdem wurde der Kleinwagen am Event über die ersten produzierten Semi Sattelschlepper im Dezember 2022 nicht mehr erwähnt. Auf einer Art Roadmap wurde wieder nur das Robotaxi gezeigt.
Bei der Präsentation zum Tesla Investor Day 2023 tauchte aber links neben dem verhüllten Kleinwagen/Robotaxi ein weiteres Fahrzeug auf. Um was es sich bei den beiden handelt, wurde aber nicht näher ausgeführt.
Beim verhüllten Fahrzeug ganz rechts dürfte es sich um 700 Mio Stück Kleinwagen/Robotaxis für den individuellen Personenverkehr handeln. Das andere verhüllte Fahrzeug links daneben (300 Mio Stück), könnte von der Form her eher ein kleiner Kastenwagen oder ein autonomer VAN für den Personentransport sein.
Ein solches Fahrzeug wurde schlussendlich am “We Robot” Event im Oktober 2024 auch zusammen mit dem Robotaxi vorgestellt.
Es zeigt sich eindeutig, dass Tesla nicht mehr Robotaxi UND Kleinwagen separat plant.
Laut Aussage von Elon Musk am Investor Day 2023 wird erst die sogenannte “Next Gen Vehicle” Plattform mit dem “unboxed process” Preise von rund 25’000 USD ermöglichen. Auf dieser Plattform sollen die Herstellungskosten gegenüber Model 3 um 50% reduziert werden.
Aber meint er damit das Robotaxi oder den Kleinwagen? Für das Robotaxi wurde im Oktober 2024 ebenfalls ein Preis von 30’000 USD angekündigt. Wenn man bedenkt, dass hier FSD enthalten ist, würde das Sinn machen.
Laut einem Bericht auf Teslarati hat Franz von Holzhausen am “We Robot” Event bestätigt, dass eine Variante des Robotaxis mit Lenkrad und Pedalen nicht geplant ist.
Also doch kein Tesla Kleinwagen?
Überraschend wurde von Reuters am 5. April 2024 eine Meldung veröffentlicht, dass Tesla angeblich die Arbeiten am 25’000 USD Fahrzeug eingestellt haben soll.
Kurz danach wurde von Elon Musk allerdings auf X.com kommentiert, dass Reuters einmal mehr Lügen erzählt.
Wiederum ein paar Stunden später doppelt er noch mit der Mitteilung nach, dass am 8. August 2024 der Entwurf des Robotaxis gezeigt werden soll:
Was hat es damit auf sich? Mit den Fragen im Earnings Call zu Teslas Ergebnis des ersten Quartals 2024 gab es weitere Informationen.
Tesla hatte damals laut Äußerungen in dem Gespräch seine Pläne für neue Modelle beschleunigt und plane diese Anfang 2025 einzuführen. Die Produktion der neuen Fahrzeuge wird Aspekte der “next Generation” und des aktuellen Produktionsprozesses nutzen und kann auf denselben Fertigungslinien wie die aktuelle Fahrzeugpalette produziert werden, hiess es damals.
Ursprünglich hatte Elon Musk in diesem Zusammenhang von einem “unboxed process” gesprochen, der die Produktion revolutionieren soll (siehe am Ende des folgenden Videos):
Elon Musk lehnte es im Earnings Call ab, zu spezifizieren, ob die neuen Fahrzeuge komplett neue Modelle oder Verbesserungen bestehender Baureihen sein werden.
Jetzt dürfte auch klar sein, warum das Model Y Facelift bis zum Jahreswechsel verschoben wurde. Die Fertigungslinien aller 4 Standorte werden vermutlich zeitgleich auch für das Model 2 aufgerüstet. Das unboxed Verfahren wird verschoben und erst für die Fabriken in Mexiko und Indien angewandt.
Jetzt gibt auch der Reuters Bericht einen Sinn. Es wurde nicht das Model 2 abgesagt. Sondern vorerst nur das unboxed Verfahren. Reuters hatte vermutlich nur nicht alle Informationen darüber.
Das Model 2 kann mit dieser Methode tatsächlich früher produziert werden und der Hochlauf geht auch viel schneller. Außerdem wird Tesla flexibler in der Produktion, wenn verschiedene Modelle auf den gleichen Produktionsstraßen hergestellt werden können.
Nach wie vor macht auch in diesem Szenario Sinn, dass der Kleinwagen und das Robotaxi auf den gleichen Anlagen produziert werden können.
ABER: Am Earnings Call des dritten Quartals 2024 sagte Elon Musk zu diesem Thema:
“Im Grunde genommen ist es sinnlos, ein reguläres Modell für 25.000 $ zu haben. Es wäre dumm. Es stünde völlig im Widerspruch zu dem, was wir glauben, […]”. und betonte, dass Teslas Zukunft in der Autonomie liege. Das Cybercab Robotaxi soll 2026 in Produktion gehen und rund 30.000 Dollar kosten. Musk sagte: „Es wird ungefähr 25.000 Dollar kosten, also ist es ein 25.000-Dollar-Auto.“ – hierbei sei angemerkt, dass Musk gestern teilweise minütlich zwischen Preisen zwischen 25.000 und ~37.000 $ für das Cybercab hin und her sprang. Quelle: InsideEVs
Mein Fazit zu einem möglichen Tesla Kleinwagen für 25’000 USD
Mit der Präsentation des Robotaxis “Cybercab” im Oktober 2024 wurde der Kleinwagen mit keinem Wort erwähnt. Es daher nach wie vor unklar, ob sich Musk tatsächlich nur auf das Robotaxi konzentrieren möchte oder ob der Kleinwagen, wie in der Biographie erwähnt, auf der gleichen Produktionsstraße wie das Robotaxi hergestellt wird.
Um den sogenannten Obsborne-Effekt zu verhindern, tut Tesla gut daran, seinen Kleinwagen nicht zu früh anzukündigen. Manche Käufer würden dann warten und kein Model 3 oder Y kaufen. Ich vermute deshalb, dass das Ganze nur eine Taktik zur Verwirrung ist. Elon Musk möchte nicht zu konkret werden, damit die Leute ihren geplanten Tesla-Kauf nicht aufschieben, um auf den Kleinwagen zu warten.
Zudem werden die Produktionskosten wohl kaum von Anfang an um volle 50% reduziert sein, auch wenn das auf der Präsentation so dargestellt wird. Das ist ein Prozess, der während der laufenden Produktion immer weiter optimiert wird. Das könnte sich also auch auf den anfänglichen Verkaufspreis des “Next Gen Vehicle” auswirken.
Es kann also sein, dass die 25’000 USD erst mit Produktionsoptimierungen erreicht werden. Das könnte ohne den oben erwähnten “unboxed process” natürlich länger dauern als ursprünglich erwartet.
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