Wie lange hält ein Tesla. tesla lebensdauer
Bildquelle: Tesla

Welche Lebensdauer haben Batterie und Motor eines Tesla?

Wie lange hält denn eigentlich ein Tesla? Beträgt die Lebensdauer einer Tesla Batterie überhaupt mehr als 200’000 Km? Das ständige Laden und Entladen lässt den Akku – wie beim Handy – mit der Zeit doch immer schwächer werden, oder?

Mittlerweile gibt es beim Model S bereits Tesla Fahrzeuge mit einem Alter von mehr als 10 Jahren. Die Statistiken zeigen interessante Erkenntnisse bezüglich der verbleibenden Kapazität dieser Akkus.

In diesem Beitrag gehe ich näher auf die Lebensdauer eines Tesla Akkus, des Motors und sonstiger Bauteile ein.

Akku ist nicht gleich Akku

Genau wie beim Handy sind auch in einem Tesla Lithium-Ionen-Akkus verbaut. Aber Akku ist nicht gleich Akku. Tesla verwendet spezielle Batteriezellen, die für den Einsatz in Elektroautos entwickelt wurden. Dadurch ist die Haltbarkeit solcher Zellen viel besser, als man das von der Consumer-Elektronik, wie einem Handy oder einem Laptop gewohnt ist.

Trotzdem verliert natürlich auch der Akku eines Elektroautos durch kalendarische Alterung und Ladezyklen an Leistung. Das äußert sich mit der sogenannten Degradation, der dauerhaften Reduktion der maximalen Energiemenge, die im Akku gespeichert werden kann.

Negative Einflüsse verkürzen die Lebensdauer und Leistung der Tesla Akkuzellen

Alle Lithium-Ionen-Akkus haben eines gemeinsam: Extreme Situationen setzen die Batterie unter Stress. Dazu gehört die vollständige Entladung oder auch das häufige Laden auf 100 % Ladezustand.

Das häufige Laden auf 100 % ist allerdings nur bei NCA-Akkus (basierend auf einer Nickel-Cobalt-Aluminium-Chemie) ein Problem. Die Zellen auf Basis von Lithium Eisenphosphat (LFP), wie sie bei den günstigeren Standard Tesla-Modellen zum Einsatz kommen, sind davon nicht betroffen

Deshalb ist auch das Nutzerverhalten für den Erhalt der Lebensdauer eines Tesla Akkus so wichtig, denn wie oft auf 100 % geladen wird, kann der Fahrer selbst entscheiden.

Ein weiterer Faktor sind die Stromstärken, mit denen der Akku geladen bzw. entladen wird. Hohe Ströme bei tiefen Temperaturen mag der Akku gar nicht und altert dadurch schneller. Um dem Kunden hier etwas Arbeit abzunehmen, regelt das Batterie-Management-System (BMS) im Fahrzeug die Ströme aktiv und sorgt dafür, dass die Lade- und Entladeströme den Bedingungen angepasst sind und in einem für den Akku gesunden Bereich bleiben.

Das BMS kann durch den automatischen Einsatz der Akkuheizung und -kühlung auch aktiv die Bedingungen beeinflussen. Die Lebensdauer eines Tesla Akkus wird dadurch stark verlängert.

An der Leistungskurve beim Laden am Supercharger erkennt man die Kontrolle des BMS. Das Fahrzeug lädt auf der folgenden Grafik zwischen etwa 15 und 40 % Ladestand mit maximaler Leistung (kW), sofern der Akku auf optimaler Temperatur ist. Ab etwa 40 % Ladestand (State of Charge / SoC) reduziert sich die Leistung mit zunehmendem Füllstand des Akkus laufend. So werden die schädlichen Effekte für die Batteriezellen so gering wie möglich gehalten.

Tesla Model 3 Longrange Ladekurve
Durchschnittliche Kurve der Ladeleistung eines Tesla Model 3 LR – Bildquelle: Teslalogger.de

Durch häufiges Gleichstromladen, zum Beispiel am Tesla Supercharger oder anderen Schnellladestationen, wird der Akku mehr unter Stress gesetzt. Das hatte in der Vergangenheit schon seinen Preis, als Tesla bei älteren Model S die maximal mögliche Ladeleistung mit einem Software-Update reduziert hat.

Trotz dieser negativen Effekte halten Teslaakkus mehr aus, als man denkt. Dazu ein paar Praxiserfahrungen.

Praxiserfahrungen zur Tesla Batterie Lebensdauer

Tesla stellt seine Limousine Model S seit 2012 her. Die ältesten Tesla Fahrzeuge in Europa wurden im Jahr 2013 in Verkehr gesetzt. Mittlerweile existieren bereits viele Fahrzeuge mit mehr als 300’000 km oder sogar mehr als 500’000 Kilometern Laufleistung.

Im TFF Forum sind auch einige europäische “Kilometerkönige” mit weit mehr als 500’000 km Laufleistung dokumentiert.

Bereits im Jahr 2016 hat Tesla seine Batterie Lebensdauer im Labor getestet und nach simulierten 800’000 km hatten diese Zellen noch 80 % der ursprünglichen Kapazität. Dieser Effekt zeigt sich auch in der Praxis.

Ein Model X des amerikanischen Teslavermieters Tesloop hatte bereits im Jahr 2019 über 560’000 km Laufleistung und wurde sogar unter Extrembedingungen gefahren und geladen.

Das Fahrzeug wurde bis zu viermal täglich mit Supercharger auf einen Ladestand von 95 % geladen, aber seine Batterie befand sich auch mit dieser hohen Laufleistung noch immer auf einem Level von 88 % der Originalkapazität. Und das, obwohl sehr häufiges Schnellladen auf einen Ladestand von über 90 % gemäß Tesla einen stärkeren negativen Einfluss auf die Batteriekapazität hat.

Nur 12 % Verlust an Kapazität bei diesen Bedingungen ist ein ausgezeichneter Wert. Zum Thema Reparaturen ist hier übrigens eine interessante Übersicht aller defekten Teile während dieser Zeit.

Bei all diesen Werten sollte allerdings auch berücksichtigt werden, dass Model S und Model X Fahrzeuge noch mit den alten 18650-Zelltypen ausgestattet sind!

Die Aussichten für Model 3 und Model Y mit dem neueren 2170-Zelltyp sehen noch viel besser aus!

Bei diesem Zelltyp spricht man bereits davon, dass diese problemlos eine Million Meilen (1.6 Mio Kilometer) halten sollen. Natürlich gibt es dazu aber noch keine Erfahrungswerte aus der Praxis.

Die Degradation-Grafiken des Teslaloggers bieten einen sehr interessanten Einblick in die Statistik von hunderten von Fahrzeugen. Teslalogger speichert die Werte dieser Fahrzeuge anonym und stellt sie als Statistik öffentlich dar.

Diese Daten zeigen bereits jetzt: in der Regel haben Fahrzeuge mit 200’000 bis 300’000 Km noch über 90 % der ursprünglichen Batteriekapazität und auch danach bleibt sie ziemlich stabil. Die Kurve fällt in den ersten 50’000 Km etwas stärker ab, aber pendelt sich danach auf diesem Niveau ein.

Weitere Daten mit Praxiswerten publizierte Tesla im “Impact Report” Anfang Mai 2022. Sie zeigen, dass Model S und X mit mehr als 320’000 Kilometern Laufleistung noch immer über eine Kapazität von mehr als 80% verfügen und sogar eher nahe an 90% sind.

Auf dem Impala64 Blog findet man einen sehr guten Beitrag über die Gesundheit einer Elektroautobatterie.

Eine interessante Umfrage mit Auswertung zur Akku-Degradation gibt es im TFF-Forum.

Daten zu Totalausfällen von Akkus

Auch Totalausfälle von Batteriepacks sind mittlerweile seltener geworden. Bei den frühen Model S war das keine Seltenheit und der Akku wurde in einem solchen Fall komplett ersetzt. Etliche 70 und 85 kWh Akkus des Model S (2013-2015) wurden mittlerweile (auf Garantie) ersetzt.

Bei den neueren Generationen der 75, 90 und 100 kWh Akkus (Model S und X 2016-2020) liest man aber selten von einem Akkutausch.

Der Ersatzakku ist bei Tesla übrigens kein neuer Akku. Das Akkupaket wird zwar komplett getauscht, die defekten Zellen aber ersetzt und das ganze Paket wird dann als geprüfter Ersatzakku bei einem anderen Garantiefall wiederverwendet. Das ist ökologisch sehr sinnvoll. Tesla garantiert dabei einen Ersatzakku mit mindestens gleicher Kapazität, wie der defekte Akku vor dem Ausfall hatte.

Bei Model 3 und Y mit der neueren 2170-Zellgeneration sind Totalausfälle von Akkus ebenfalls selten. Natürlich gibt es aber auch hier solche Fälle, wie zum Beispiel dieses Service Bulletin zeigt.

 

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Wie lange hält der Motor?

Tesla konzipiert auch seine Motoren mittlerweile für die Haltbarkeit von einer Million Meilen (zirka 1’600’000 Km). Ein defekter Elektromotor ist allerdings nicht vergleichbar mit einem defekten Benziner- oder Dieselmotor, der oft in einem finanziellen Totalschaden endet.

Bei einem Tesla kann der ganze Motor in zirka 1-2 Stunden komplett ausgetauscht werden und die Kosten halten sich dabei in Grenzen. Der Grund dafür ist die geringere Komplexität des Elektromotors gegenüber dem Verbrennungsmotor. Ein defekter Tesla-Motor ist also nicht gleich ein Totalschaden.

Bei den älteren Model S 60, 70 und 85 waren die Motoren tatsächlich nicht so ausgereift und es kam in den ersten Jahren zu vielen Totalausfällen, die natürlich auf Garantie getauscht wurden. Ersatzmotoren sind allerdings nicht neu, sondern revidierte Komponenten.

Die neueren Motorengenerationen ab etwa 2016 machen offenbar viel weniger Probleme. Man hört sehr wenig über defekte Motoren in Teslafahrzeugen mit einem Baujahr ab 2017.

Wie lange hält die Karosserie?

Die Karosserie eines Tesla unterscheidet sich nicht von der Karosserie eines anderen Autos. Viele Teile eines Tesla stammen von bekannten Zulieferern wie Bosch (Bremsmanagement), Conti (Fahrwerk) oder ZF Friedrichshafen (Lenkgetriebe).

Speziell zu erwähnen ist lediglich, dass die Karosserie (inklusive Türen) bei einem Model S und Model X bis und mit Baujahr 2020 aus Aluminium ist. Das kann bezüglich Rost vorteilhaft sein, erhöht aber die Reparaturkosten bei Karosseriearbeiten.

Wie lange hält die Elektronik?

In allen modernen Fahrzeugen ist viel Elektronik verbaut. Unabhängig von Tesla oder Elektroautos ist die Langlebigkeit der Elektronik abhängig davon, wie diese Schaltungen konzipiert worden sind. Dies wird sich bei allen Herstellern aber vermutlich erst in ein paar Jahren zeigen. Ob es deshalb nach drei oder vier Jahrzehnten Fahrzeugalter überhaupt noch Autos des 21. Jahrhunderts als Oldtimer geben wird, ist offen. Dies ist aber kein exklusives Problem der Elektroautos, sie betrifft alle modernen Fahrzeuge.

Bei Tesla ist in dieser Hinsicht speziell zu erwähnen, dass sie im Vergleich zu anderen Fahrzeugherstellern durch vertikale Integration viel mehr Teile selbst herstellen und sind dadurch weniger von Zulieferern abhängig. Wie sich das auf die Qualität der Komponenten auswirkt, werden wir wohl erst in ein paar Jahren wissen.

Mein Fazit zur Tesla Batterie Lebensdauer und anderen Komponenten

Immer öfter übertrumpfen sich die Rekorde von Teslafahrern, die noch mehr Kilometer auf die Tachouhr bringen. Offenbar scheint es mit der hohen Laufleistung wirklich wenig bis keine Probleme zu geben.

Bezüglich Alterung des Materials gibt es mit dem Model S natürlich nur Erfahrungen seit 2012. Model 3 gibt es in Europa seit 2019 und Model Y erst seit 2021.

Es wird sich also zeigen, ob ein Tesla auch zum Oldtimer werden kann. Trotzdem bin ich guter Dinge, dass man auch in mehr als einem Jahrzehnt noch einen alten gebrauchten Tesla fahren kann. Auch der Markt für Ersatzakkus wird sich erst noch entwickeln, wenn der Bedarf dafür da ist.

Meine Empfehlung an die Model S Gebrauchtwagenkäufer: Ich persönlich würde eher zu den neueren Varianten S75, 90 und 100 tendieren und den 85er links liegen lassen.

Bei den neuen Varianten sind doch einige Jahre zusätzliches Know-how in die Entwicklung eingeflossen, das dürfte sich auf die langfristige Haltbarkeit vermutlich positiv auswirken.

Hier geht es zum nächsten Beitrag in der Serie “Du möchtest einen Tesla kaufen?”:
Tesla Wartungskosten im Vergleich zum Verbrenner

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